unterm strich:
Bund hier, Länder da, Michael Naumann immer mittendrin. Der frühere Berliner Kultursenator Volker Hassemer (CDU) hat nämlich vor einer „merkwürdigen Mythisierung“ der Kulturhoheit der Länder gewarnt. „Ich habe in den Achtzigerjahren gelitten“, sagte Hassemer in einem dpa-Gespräch, und zwar „unter der Abwesenheit einer kulturpolitischen Verantwortung des Bundes.“ Was ja wohl bedeutet, dass das mit Naumann schon in Ordnung geht. Kein gutes Beispiel sei dagegen die bisher gemeinsam von den Kultusministern der Länder wahrgenommene bundesweite kulturpolitische Verantwortung. Sie sei eher „eine Karikatur nationaler Kulturverantwortlichkeit“ mit länderegoistischer Ausrichtung.
Ob er dabei an Hans Zehetmair (CSU) dachte? Der bayerische Kultusminister hat Kulturstaatsminister Michael Naumann – sehen sie! – erneut nationalistische Tendenzen in der Kulturpolitik und eine einseitige Bevorzugung Berlins vorgeworfen.
Gleichzeitig deutete er auch die Möglichkeit eines Rückzugs Bayerns aus der von Bund und Ländern getragenen Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin an. „Es gibt keine Nationalkultur“, sagte Zehetmair gestern in der Süddeutschen. Basta.
Und Naumann selbst? Der hat gerade für einen Eklat in der Kunstszene gesorgt, indem er der Bundesankaufskommission ein weiteres Mitglied hinzufügte. Dieses Gremium gibt es seit 1970, es kann für 800.000 Mark Kunstwerke für den Bund ankaufen, der sie dann in Ministerien ausstellt oder an Museen verleiht. Naumann zufolge gehört eine Kunstagentin in das Gremium; wie die FAZ erfuhr, setzte er eine solche ohne Rücksprachen ein – sodass die anderen Kommissionsmitglieder nun geschlossen zurücktraten. So kann das kommen.
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