unterm strich:
Kulturstaatsminister Michael Naumann ist unzufrieden. Mit den Bewerbern um den Deutschen Filmpreis, der am 16. Juli zum 50. Mal in der Berliner Staatsoper verliehen wird. „Das Angebot war zu knapp, ich hätte der Jury eine größere Qual der Wahl gewünscht.“ Außerdem findet Naumann wieder einmal, dass es in Deutschland „lächerlich“ wenig Geld für Filmförderung gibt. Bei seiner Einschätzung des mit insgesamt über fünf Millionen Mark dotierten Filmpreises verstieg sich Naumann allerdings zu einer merkwürdigen Metapher: „Er erinnert an ein Fort Apache: In einer feindlichen Welt versucht er, einen gewissen kulturellen, intellektuellen und künstlerischen Standard des deutschen Films aufrechtzuerhalten.“ Wahrscheinlich war unserem Kulturstaatsminister einfach vorübergehend entfallen, dass die Gewinner des Goldenen Filmbandes häufig Publikumsfilme waren bzw. nicht unbedingt die letzten intellektuellen Knaller in einer unterhaltungsfixierten Welt: „Comedian Harmonists“, „Rossini“, „Lola rennt“. So gesehen ist in diesem Jahr Leander Haußmanns DDR-Klamotte „Sonnenallee“ der klare Favorit. Während der von Naumann und der deutschen Kritik hoch geschätze Film „Die Unberührbare“ von Oskar Roehler in Fort Apache wohl weniger Chancen haben wird.
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