unterm strich:
Rechtsextrem? Nicht rechtsextrem? Da wird wochenlang über faschistische, fremdenfeindliche, antisemitische Tendenzen in der Gothic-Szene und auf dem alljährlichen Leipziger Pfingsttreffen der Gruftfreunde geredet, und dann wird dieses Treffen nicht etwa aus politischen, sondern ganz einfach aus finanziellen Gründen eingestellt. Die Veranstalter des viertägigen Leipziger Wave-Gotik-Festivals, das mittlerweile zum größten seiner Art geworden war, haben am Pfingstsonntag Insolvenz angemeldet.
Gagen wurden nicht mehr gezahlt, und Festivalbesucher, die ihre Hotelzimmer über die Organisatoren gebucht hatten, mussten schnell wieder ausziehen – oder noch mal bezahlen. Das Geld war wohl an anderer Stelle verwendet worden. Es gab dann aber trotzdem was zu hören in Leipzig. Denn 80 Prozent der Bands, so eine Sprecherin der Veranstalter, sind auch ohne Gage aufgetreten. Und 25.000 Besucher nahmen friedlich die Abwicklung des wohl letzten Leipziger Treffens der Schwarzromantiker hin.
Wir würden uns heute außerdem gerne mal der Literaturpreisfrage widmen. Wieso werden eigentlich Literaturpreise vergeben? Und warum so viele? Und warum immer an die Falschen? Wieso, bitte schön, bekommt Rudolf Augstein den mit 40.000 Mark dotierten Börne-Preis „für besondere Leistungen im Bereich Essay, Kritik und Reportage“? Von welchen Leistungen ist da die Rede? In den letzten Jahren? Von Augstein? Seine dadaistischen Wochenkolumnen? Seine Bismarckreportagen? Das ist preiswürdig? Oder ein Witz?
Schönes dahingegen lässt uns Hans-Magnus Enzensberger wissen. Er hat sich einen Traum erfüllt: einen Poesie-Automaten, den er beim Festival „Lyrik am Lech“ feierlich enthüllen möchte, berichtet der Spiegel. Der Apparat kann auf Knopfdruck, gemischt von einem Zufallsgenerator, jeweils ein einmaliges Gedicht erzeugen, das dann auf einer fünf mal zwei Meter großen Anzeigetafel erscheint. Enzensberger sagt, das sei eine „mathematische Spielerei“. Doch zu seiner Verblüffung sei bei den ersten Probedurchläufen „so etwas wie zum Mittelmäßigen tendierende Enzensberger-Lyrik“ herausgekommen. Das wäre doch mal ein Börne-Preis-Anwärter, so ein Apparat. Aber wir werden ja leider nicht gefragt.
Und so werden Sie auch nie unsere wahre Meinung zu dieser Meldung erfahren: Nach dem Erfolgsalbum „Total“ ist Wolfgang Petry mit einer neuen CD am Start. Das Album „Konkret“ ist morgen bei chart-radio.de zu hören. Damit kommen Petry-Fans vier Tage vor der offiziellen Veröffentlichung in den Genuss der brandneuen Songs.
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