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unterm strich

Marcel Reich-Ranicki hat der FAZ sein Herz ausgeschüttet. Sigrid Löffler, erklärt er in einem Interview, sei „von Erlebnissen im Jahre 1968 geprägt“ und neige zum „Inhaltismus“: Sie sei zu sehr am Inhalt von Werken interessiert und übersehe das Poetische. Die taz ist selbstverständlich an Poesie wie Inhalt interessiert und dokumentiert deshalb einen der Abschnitte aus Haruki Murakamis „Gefährliche Geliebte“ – dem Roman, dessen Besprechung zum Streit im Literarischen Quartett geführt hat: „Während ich auf dem Boden kniete, legte sie ihren linken Arm um meine Hüften. Mit der anderen Hand streifte sie Strümpfe und Höschen ab, ohne ihr Kleid auszuziehen. Dann nahm sie meinen Penis und meine Hoden in die rechte Hand und leckte sie ab. Ihre andere Hand glitt unter ihr Kleid. Während Shimamoto an meinem Penis sog, begann ihre andere Hand sich langsam zu bewegen. Ich sagte kein Wort. Das war offenbar ihre Art . . .“ Derart explizit sind die Stellen, die Löffler und Reich-Ranicki entzweiten. Nur: Was hat das jetzt mit 1968 zu tun?

Wozu sachlich, wenn es auch persönlich geht – das gilt auch für den Streit zwischen der Opernsängerin Waltraud Meier, Publikumsliebling in Bayreuth und Star der Walküre, die nach 17 Jahren ihren Abschied von den Wagner-Festspielen angekündigt und deren Leiter Wolfgang Wagner „Überheblichkeit und Sturheit“ vorgeworfen hat. Der kontert nun kühl in einer am Dienstagabend verbreiteten zweiseitigen Erklärung, die Vorwürfe der Sängerin seien „sachlich falsch und in der Interpretation vollkommen absurd“. Seiner Darstellung nach hätte es bei parallelen Auftritten Meiers sowohl in Bayreuth wie auch bei den Münchner Opernfestspielen zu nicht hinnehmbaren Überschneidungen zwischen den Hauptproben für die Bayreuther „Ring“-Oper „Die Walküre“ und der Münchner Premiere der Oper „Die Trojaner“ kommen müssen – in beiden Produktionen wollte Meier tragende Rollen übernehmen. „Womöglich könnte es auf eine falsche Selbsteinschätzung deuten, wenn Waltraud Meier der Ansicht sein sollte, die Bayreuther Festspiele würden um ihre Persönlichkeit herum geplant“, setzte Wagner noch einen Seitenhieb gegen die Sopranistin ans Ende seiner Erklärung. Die Sängerin wird nach ihrem Rückzug nun nur noch in den kommenden zwei diesjährigen Aufführungen der „Walküre“ an der Seite von Plácido Domingo auf dem Grünen Hügel zu erleben sein. Zwar zeigte sie sich in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung grundsätzlich bereit zu einer Rückkehr nach Bayreuth. Doch dazu müsste dort erst noch „ein Wunder geschehen.“ Wenn’s weiter nichts ist . . .

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