unterm strich:
Der Turm zu Babel war gestern. Heute gibt es Poetry Slam. Mehr als 140 Teilnehmer haben sich zum bevorstehenden „National Poetry Slam 2000“ in Düsseldorf angemeldet. Die Akteure werden dazu vom 30. September bis zum 2. Oktober jeweils für drei Minuten mit ihrer Poesie-Performance um die Gunst des Publikums und der Preisrichter buhlen. Und das zunehmend hemmungsloser: Bei dem in der Szene zunehmend beliebteren literarischen „Vollkontaktsport“ werden nach Angaben der Veranstalter Texte vorgestellt, „wobei es sehr auf die Art der Präsentation ankommt. Manche ziehen sich auch aus oder stehen auf dem Kopf, das Ganze ähnelt einem Kneipenboxkampf mit Worten.“ Wenn das Peter Handke wüsste!
Amerikas umstrittenster Rapper hat bei den MTV-Awards über die Teenie-Idole von N'Sync triumphiert: Eminem wurde am Donnerstag in der New Yorker Radio City Hall mit den wichtigsten Preisen des Musiksenders für bestes Video und bestes männliches Video ausgezeichnet. Die Boygroup musste sich in einer rauen und wegen sexueller Anzüglichkeiten von vielen Pieptönen durchzogenen Show mit den Preisen für bestes Popvideo und Choreografie begnügen. Zudem gewannen sie den Zuschauerpreis. Gegen Eminem demonstrierten vor der Halle Mitglieder von Lesben- und Schwulenverbänden. Sie werfen Eminem vor, mit seinen Texten Gewalt gegen Frauen und Homosexuelle zu fördern.
Die Soulstars Aaliyah und Macy Gray, die Red Hot Chili Peppers und die isländische Sängerin Björk gehörten mit jeweils zwei Auszeichnungen zu den weiteren großen Siegern des Abends. Außerdem noch lustig: Der Gründer der Online-Musiktauschbörse Napster Shawn Fanning erschien in einem Metallica-T-Shirt. Die Rock-Band hat Napster wegen Urheberrechtsverletzungen verklagt. Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich täuschte vor eingeschlafen zu sein, als MTV-Moderator Carson Daly Fanning ein „hübsches T-Shirt“ bescheinigte.
Und zum Schluss noch dies: Nach seinem Proben-Sturz wird Bruno Ganz die Hauptrolle in Peter Steins „Faust“-Inszenierung bis zum Ende der Expo in Hannover nicht mehr übernehmen können. Ihm machen die Verletzungen nach seinem Unfall im Juni noch zu schaffen. Eine Hand hat er immer noch in Gips, und seine Verletzung am Becken ist noch nicht auskuriert. Goethes Hauptwerk wird in der 21-Stunden-Version zum letzten Mal am 24. September auf dem Expo-Gelände aufgeführt, am 21./22. Oktober folgt die Premiere in Berlin. Ob und wann Ganz dort auftreten kann, ist noch offen.
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