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unterm strich

Alles nur geklaut. Kujau ist tot, aber trotzdem: Wo man hinguckt auf dieser Welt – Fälschungen. In Augsburg wird die Staatsanwaltschaft aktiv, da nach Angaben des Münchner Galeristen Ralf Michler etwa 25 Prozent der 140 Exponate der Augsburger Dalí-Ausstellung nicht vom spanischen Meister seien. Richtig überraschend ist das nicht: Die Besitzer der Werke hatten zwar Expertisen vorgelegt, die deren Echtheit belegen sollten, doch hatte schon Salvador Dalís ehemaliger Sekretär einige Arbeiten als Fälschungen bezeichnet.

Einen komplizierteren Fall von Fälschung versucht der Wissenschaftler Michel Graulich in der jüngsten Ausgabe der Fachzeitschrift Arqueología Mexicana nachzuweisen. Unter Berufung auf archäologische Funde und prähispanische Quellen vertritt er die These, dass die Stadt Mexiko älter ist, als bisher angenommen. Die bekannte Version der Gründung von Tenochtitlán, wie Mexiko-Stadt bis zur spanischen Eroberung 1521 hieß, wäre demzufolge eine von den aztekischen Herrschern zu verantwortende Geschichtsfälschung. Der aztekischen Überlieferung zufolge gründete das Volk der Mexica/Azteken Tenochtitlán im Jahr 1325 auf einer unbewohnten Insel im See von Texcoco. Graulich verweist aber darauf, dass der aztekische Herrscher Itzcoatl (1428 – 1440) alle damaligen Chroniken verbrennen und die Geschichte seines Volkes neu schreiben ließ. Der Forscher geht davon aus, dass sich auf der Insel zum Zeitpunkt der Ankunft der Azteken längst eine Stadt befand: Ausgrabungen deuten darauf hin, dass der Ort schon seit den Zeiten der Tolteken, also etwa dem 11. Jahrhundert, besiedelt war. Die diesjährige 675-Jahr-Feier der Stadt ist demnach eine Spätfolgenfälschung.

Schummeleien auch in China: Alle vier Bände des Weltbestsellers „Harry Potter“ sind einen Monat vor ihrem offiziellen Erscheinen auf Chinesisch bereits als Raubkopie auf dem chinesischen Markt erhältlich. Als Herausgeber wird der tibetische Volksverlag genannt, der jedoch eine Beteiligung bestreitet. Der Pekinger Volksverlag, der die Rechte für „Hali Bote“ für eine geheime Summe erwarb, kündigte rechtliche Schritte an.

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