unterm strich:
Der Herr Dussmann darf nun doch nicht. Geld geben für die Staatsoper. Heißt ja auch nicht Privatoper. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat jedenfalls am Donnerstag dem von Kulturstaatsminister Michael Naumann geplanten Extrazuschuss für Daniel Barenboims Berliner Staatsoper in Höhe von 3,5 Millionen Mark zugestimmt. Naumann sagte nach der Sitzung, dass es sich dabei um keine Einmalzahlung handele, wie es der Berliner Kultursenator Christoph Stölzl befürchtet, sondern um einen Teil des Hauptstadtkulturvertrages. Die Summe laufe über den Etatposten Projektbezogene Förderung Hauptstadtkulturfonds, der jetzt 23,5 Millionen Mark betrage. Die Überweisung der Gelder durch das Finanzministerium werde an eine „hoffentlich sofort zu gründende GmbH mit dem Titel Staatsoper“ gehen. Das decke sich auch mit Stölzls Absicht, für die Staatsoper eine GmbH zu gründen, meinte Naumann.
Irgendwie hat er damit aber wieder einmal alles anders verstanden als die anderen. Denn Stölzls Sprecherin Kerstin Schneider sagte sofort, der Ankündigung Naumanns, Stölzl habe die Absicht, für die Staatsoper eine GmbH zu gründen, liege ein Missverständnis zu Grunde. Über die künftige Rechtsform der Opernhäuser werde im Zusammenhang mit der Opernstrukturreform entschieden, die eine auskömmliche Finanzierung aller drei Häuser zum Ziel habe. Über zukünftige Rechtsformänderungen seiner Einrichtungen entscheide das Land Berlin. Die Umwandlung der Staatsoper in eine GmbH stehe momentan nicht zur Debatte. Vielleicht kommt der Schlamassel daher, dass der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Kampeter, Recht hat, wenn er Naumanns Einsatz für Barenboim als „Kulturpolitik nach Gutsherrenart“ kritisiert?
Auch die Vorsitzende des Bundeskulturausschusses, Monika Griefahn (SPD), ist anderer Meinung als Naumann, weshalb sie am Donnerstag in der 3sat-Sendung „Kulturzeit“ der Erwartung von Christoph Stölzl nicht entsprach, der Bund werde über das Jahr 2001 hinaus die Berliner Staatsoper unterstützen. Weitere 3,5 Millionen Mark pro Jahr könne man „nicht auf Dauer vorsehen“, meinte Griefahn.
Und wer hat Herrn Dussmann verdrängt? Das war, man höre und staune, die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, die sich, wie dpa herausbekam, für Barenboim einsetzte. Am Rande einer Aufführung der Wagner-Oper „Tristan und Isolde“ in der Staatsoper sprach sie vergangenen Sonntag Naumann an und bat ihn, dafür zu sorgen, dass Barenboim und seine Staatskapelle Berlin erhalten bleibe. Was er auch gleich tat.
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