unterm strich:
Wer im Sommer 1995 in Berlin war, wird sich erinnern. An die Bratwurstbuden auf der Straße des 17. Juni, an Drehorgelspieler im Tiergarten, an jede Menge Touristen. Und an den silbernen Stoff, in den der Reichstag eingewickelt war. „Oh, wie schöön! Guck mal, wie das glitzert, du, da mach ich jetzt mal ein Foto von.“ Seither liegen die Fotos des „verhüllten Reichstags“ bei ca. fünf Millionen Menschen in der Schublade herum. Irgendwann musste nun aber auch das „überfällige Dankeschön“ (dpa) für so viel positives Hauptstadtmarketing kommen: Nächstes Jahr im September wird im Berliner Martin-Gropius-Bau die bisher größte Ausstellung von Christo und Jeanne-Claude gezeigt. Unter dem Titel „Frühe Arbeiten“ wurden dafür etwa 400 Werke aus Museen und von privaten Leihgebern zusammengestellt. Veranstalter ist der Neue Berliner Kunstverein.
Bayerns Kunstminister Hans Zehetmair (CSU) hat am Wochenende den Druck auf den Bayreuther Festspielchef Wolfgang Wagner weiter erhöht und den 81-Jährigen zu einem „würdigen Rückzug“ aufgerufen. „Es geht darum, dass das unbestrittene, über 50 Jahre gewachsene Lebenswerk Wolfgang Wagners nicht durch ein unrühmliches Abgangsszenario zunichte gemacht wird“, sagte Zehetmair den Nürnberger Nachrichten. Er versicherte, dass der oder die Nachfolgerin für den Leiter der Richard-Wagner-Festspiele bis spätestens März 2001 feststehen werde. Als Favoritin gilt Wolfgang Wagners Tochter Eva Wagner-Pasquier. Zehetmair wird sich nach eigenen Worten gleich nach Weihnachten mit dem Bayreuther Festspielleiter treffen, um noch eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Zugleich betonte Zehetmair, dass der Freistaat weiterhin an der Drittelfinanzierung für die Festspiele festhalten werde. Ein Drittel des auflaufenden Defizits decke der Bund, ein Drittel Bayern und den Rest teilten sich der Bezirk Oberfranken, die Stadt Bayreuth und die Gesellschaft der Freunde. Vor kurzem hatte der Minister mit dem Entzug finanzieller Mittel gedroht, falls Wagner nicht seine Tochter Eva Wagner-Pasquier als Nachfolgerin akzeptiere.
Der ungarische Schriftsteller und Soziologe György Konrád wird der Karlspreisträger 2001. „Dieser Mann ist für viele eine moralische Instanz geworden, wir können mit ihm unser Anliegen, die Verständigung der Völker in Europa, bestens transportieren“, sagte Professor Dr. Walter Eversheim, Sprecher des Karlspreisdirektoriums, am Samstag in Aachen. Konrád erhält den Preis im kommenden Mai. Dieses Jahr war US-Präsident Bill Clinton mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden.
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