unterm strich:
Der einstige DDR-Verlag Volk & Welt steht vor dem Aus. Verlagseigentümer Dietrich von Boetticher, dem auch der Luchterhand-Literaturverlag in München gehört, habe sich zur Schließung des Standortes in Berlin entschlossen, teilte eine Sprecherin in München mit. Einige Titel von Volk & Welt sollen bis zum Frühjahr 2002 noch in München erschienen, danach aber wird sich die Verlagsmarke Volk & Welt in Schall und Rauch auflösen. Von Boetticher, der auch schon die DDR-Wochenzeitung „Wochenpost“ einkaufte und schließlich ziemlich schnell einstellte, übernahm das Unternehmen 1995 von einem Autoren- Förderkreis. Dieser wiederum hatte das Haus nach der Wende von der Treuhand-Anstalt erhalten.
Volk & Welt veröffentlichte zu DDR-Zeiten insbesondere internationale Literatur und galt als eines der führenden Häuser für Weltliteratur des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum. Besondere Aufmerksamkeit war auf Autoren der Dritten Welt und die osteuropäische Literatur gerichtet. Autoren wie Bulgakow, Ehrenburg, Platonow und Zwetajewa sowie Gegenwartsschriftsteller wie Granin, Aitmatow, Trifonow, Tendrjakow und Jewtuschenko wurden bei Volk & Welt erstmals in deutschen Ausgaben herausgebracht. Zuletzt erschien bei Volk & Welt Thomas Brussigs Bestseller „Helden wie wir“ und Viktor Pelewins „Generation P“.
Von den beiden letzten in Berlin verbleibenden Lektoren geht der bisherige Verlagsleiter Dietrich Simon zum 30. April in den Ruhestand, während seine Kollegin Christina Links, die für die Ausgaben russischer Literatur verantwortlich war, sich höchstwahrscheinlich einen neuen Job suchen muss.
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