unterm strich:
Was wir so besprechen am frühen Morgen und was wir sonst so gehört haben: Es heißt nämlich, dass die Verweildauer von Lesern in längeren Texten immer kürzer werde, ja, dass die meisten Menschen in Texte nur noch reinzappen würden, anstatt sie zu lesen. So was betrübt. Da stellen wir uns die Frage, ob unsere schönen, langen und komplexen Aufmacher etwa gar ein Anachronismus sind in einer Zeit, in der Internet und Zlatko Lese- und Sehgewohnheiten gehörig durcheinanderwirbeln? (Ja, schwer nachdenklich ist so eine Frage, könnte aus einem Tagesspiegel-Leitartikel von Hellmuth Karasek stammen!) Was ist da bloß mit den vielen Büchern, für die dieser Tage gerade wieder auf der Leipziger Buchmesse eine große Party veranstaltet wird?
Solchen Grübeleien aber hat nun der Vorsteher des Börsenvereins, Roland Ulmer, zum Auftakt der Buchmesse einen Riegel vorgeschoben. Denn: „Nach Jahren mit nur leichten Umsatzbewegungen sind wir nach einem leichten Ruck nach oben im Jahr 2000 guten Mutes für eine bessere Entwicklung.“ Das ist doch was! Dann sagte Ulmer noch, dass vor allem die „positive Entwicklung beim Kinder- und Jugendbuch“ für eine stark verbesserte Stimmung gesorgt habe. Und das ist doch noch viel mehr, das ist ja die Zukunft des Buchs und des Lesens und der langen Aufmacher und der Schwerpunktseiten! Da freuen wir uns umso mehr, dass der Berliner Übersetzer Thomas Reschke den mit 50.000 Mark dotierten Übersetzerpreis 2001 der Stiftung Kunst und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen hat. Im Speziellen für seine Übertragung von Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“. Und ansonsten für sein umfangreiches übersetzerisches Gesamtwerk von Literatur aus dem Russischen.
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