unterm strich:
Ansätze einer Tom-Kummerisierung des ehrwürdigen Madrider Prados: Das Museum stellt seit Jahren zwei Bilder von Francisco de Goya y Lucientes (1746–1828) aus, die nach Expertenmeinung gar nicht von dem spanischen Meister stammen. Die betreffenden Gemälde, „Der Koloss“ und „Die Milchfrau“, weisen weder die typische Pinselführung noch die Energie der Werke des Hofmalers von Karl IV. auf, behauptet die britische Kunsthistorikerin Juliet Wilson-Bareau, die 1993 eine große Goya-Ausstellung im Prado betreute. Die Konservatorin des Prado, Manuela Mena, gab der Expertin Recht. „Die Zweifel gibt es schon seit Jahren“, gestand sie der Zeitung El Mundo. Dennoch sollen die Bilder, die bislang zu den wichtigsten Werken Goyas gezählt wurden, nicht entfernt werden. Die Pinakothek, die weltweit die größte Goya-Sammlung besitzt, werde sie aber umhängen. Von wem die Bilder tatsächlich stammen, steht nicht fest.
Zehnmal Kollektiv, einmal Individuum: Zehn deutschsprachige Schauspielproduktionen werden jedes Jahr mit einer Einladung zum Berliner Theatertreffen geehrt – und dann bekommt da noch ein großer Einzelner den Theaterpreis Berlin. In diesem Jahr wird der Schauspieler Bruno Ganz ausgezeichnet, weil er ein „Spezialist für das Fach ‚einsamer Mensch‘“ und zugleich ein „skurriler und manchmal sogar dämonischer Komödiant“ sei, teilte die auszeichnende Stiftung Preußische Seehandlung gestern in der Hauptstadt mit. Die Jury, der Hermann Beil, Benjamin Henrichs, Konstanze Lauterbach und Joachim Sartorius angehören, fiel beim Gedanken an den Preisträger „kein Moment dröhnender Größe“ ein, sondern „abertausend Augenblicke eines unaufhörlichen Suchens, Forschens, Staunens“. Das Unaufhörlich ist hier wörtlich zu nehmen: Momentan steht Bruno ganz in Peter Steins 22-Stunden-„Faust“-Marathon auf der Bühne.
Passt doch wie die Minze in den Mojito: Am 19. Mai geben die Toten Hosen auf der Plaza Antiimperialista in Havanna ein Gratiskonzert. Man sollte meinen, ihr Name sei Programm genug im Land der Dauersonderperiode, doch die Hosen gingen einen antiimperialistischen Schritt weiter: „Opio Para El Pueblo“ steht auf den Plakaten, die „Los Pantalones Muertos“ auf Kuba ankündigen. Zu Fidel wird die Band von der Popkomm.2001 geschickt, die mit der aufstrebenden lateinamerikanischen Musikmesse Cubadisco in Havanna kooperiert. Im vergangenen Jahr konnte auf der Popkomm.2000 in Köln erstmals eine kubanische Delegation empfangen werden. ¡Música o muerte! (Oder Mojito, wie der Pragmatiker sagt.)
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