unterm strich:
Ostern ist nicht mehr Ostern. „Viele Menschen wissen gar nicht mehr, worum es Ostern geht. Küken und Häschen und Moos und Eier sind gar keine christlichen Symbole“, weiß Margot Käßmann, Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover. Die engagierte Theologin möchte dagegen Sachthemen besetzt sehen und wieder über das Leiden und Sterben Christi und den Sinn von Sterben und Tod überhaupt reden. Aber: „Das ist in unserer Gesellschaft völlig ausgeblendet, weil es nicht in die Welt von Kommerz, Erfolg und Fun passt.“
Auch das Fernsehprogramm, assistiert dpa in einer Brandmeldung der Bischöfin, ist größtenteils nicht ostertauglich und „kommt auch in diesem Jahr nicht ohne Gewalt und Horror“ aus: So zeigt RTL am Karfreitag zum Beispiel „Scream II – Schrei des Todes“, während die öffentlich-rechtlichen Sender mit ihren Beiträgen zu den „kulturhistorischen Aspekten des Festes“ und Leo Kirchs „Bibel“-Zyklus weit gehend alleine stehen.
Das ist nicht schön. Erfreulicherweise hat immerhin Pro7 beschlossen, sich mit einem ausgewählten Filmbeitrag sowohl dem historischen als auch theologischen Kern Karfreitags zu nähern. Schluss mit Küken und Häschen, Gewalt und Horror: Der couragierte Privatsender zeigt morgen Abend ab 20.15 Uhr Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“. Eine geschmackvolle Wahl für das Programm am höchsten Feiertag der christlichen Kirche: Schließlich geht es sowohl im Neuen Testament als auch in Spielbergs Film um Leben und Tod und so – nur dass Pilatus’ (relativ kurze) Liste drei Juden den Tod brachte und die Liste des deutschen Unternehmers Schindler vielen Juden Erlösung versprach. In dieser Gemengelage aus jüdischer und christlicher Passionsgeschichte die kulturhistorisch richtige Entscheidung getroffen zu haben, dafür kann man in Zeiten zunehmender Säkularisierung den Verantwortlichen bei Pro7 nicht genug danken.
Es bleibt nur noch, darauf hinzuweisen, dass in den Kinos des australischen Bundesstaats Victoria am Karfreitag der Director’s Cut von „Der Exorzist“ nicht gezeigt werden darf. Ein Kirchenvertreter begrüßte die Entscheidung als „Geste des guten Willens“.
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