unterm strich:
Um was sich dpa alles Sorgen macht! Auch nach seinem Umzug nach Salzburg wird Ralf Schumacher in der Formel-1-Weltmeisterschaft weiter für Deutschland Gas geben. Behauptet dpa. Was aber doch wohl ausgemachter Blödsinn ist. Weil Schumacher noch nie für Deutschland gefahren ist, sondern immer für seinen Rennstall Williams. Wenn Bayern München die Champions League gewinnt, gewinnt schließlich auch nicht Deutschland. Aber wer stolz ist, ein Deutscher zu sein, dem wird hier zulande richtig gut eingeschenkt.
Selbst wenn der 25 Jahre alte Kerpener seinen BMW künftig mit einer österreichischen Fahrerlizenz steuern sollte, wird sich an seinem Status als Deutscher nichts ändern, wird weiter vermeldet. Denn im Sportgesetz des Automobil-Weltsportverbandes FIA, Kapitel 7, Artikel 112 heißt es unter anderem: „Alle Fahrer, die an irgendeinem FIA-Weltmeisterschaftslauf teilnehmen, behalten die Nationalität ihres Personalausweises in allen offiziellen Dokumenten, Versammlungen und Informationen, ungeachtet der Staatsangehörigkeit der Lizenz.“
Und weiter mit der Kultur des Nationalismus: Ang Lees mit vier Oscars preisgekröntes Schwerterepos „Tiger and Dragon“ wird in der VR China von der Kritik förmlich zerrissen. „Ang Lee ist ein Regisseur der amerikanischen Mittelschicht“, sagt der chinesische Filmemacher Zhang Ming, wobei Mittelschicht für kommerziellen Film steht. „Tiger and Dragon“ anzusehen sei ebenso fremd, wie die chinesische Version von ‚Sinn und Sinnlichkeit‘ zu betrachten, die ebenfalls preisgekrönte Jane-Austen-Verfilmung Ang Lees.
Als „chinesische Karte, gespielt von Hollywood“, bezichtigt Huang Shixian, Professor an der Hochschule für Film in Peking, Ang Lees Meisterwerk. Es sei nur ein weiterer Schachzug Ang Lees, in Hollywood Anerkennung zu finden. Ketzerische Stimmen sehen hinter dem kollektiven Verriss jedoch andere Mechanismen am Werk. „Wir alle lechzen nach Anerkennung im Westen“, fasst ein Wissenschaftler der Uni Peking zusammen, der seinen Namen nicht genannt sehen will. „Und zugleich hassen wir alle, die diese Anerkennung auch erhalten.“
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