unterm strich:
Die Initiative für einen Volksgrill vor dem Bundeskanzleramt kommt voran. Ende Mai hatte sich eine Gruppe aus Stadtplanern, Architekten und Künstlern gebildet, um dem Kanzler einen entsprechenden Vorschlag zu unterbreiten (taz, 11. 6.). Offenbar hat es nun erste Gespräche bezüglich der Realisierung des Projekts gegeben, bei denen sich zwar nicht Schröder, aber einige Beamte aus seinem Beraterkreis positiv zur möglichen Umwidmung des Gebäudevorplatzes geäußert haben. Außerdem wurde über die Größe des zukünftigen Grills diskutiert: Offenbar rechnet man im Bundeskanzleramt mit bis zu 3.500 Würsten (oder 2.000 Koteletts), die gleichzeitig gebraten werden können. Damit käme man auf eine Grillgesamtgröße von gut 22 Quadratmetern. Das ist für eine Berliner Altbauwohnung schon guter Wohnzimmerdurchschnitt.
Und noch ein sensationeller Durchbruch deutet sich an in Berlin: Der Bund ist laut Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) unter Umständen bereit, den Ausbau der Museumsinsel allein zu finanzieren. Wenn der Bund diesem Wunsch Berlins entsprechen sollte, würde er sich allerdings aus anderen Berliner Förderungen zurückziehen. „Ich bin grundsätzlich nicht dagegen, wir hätten auf diese Weise endlich Planungssicherheit“, sagte Nida-Rümelin am Dienstag in einem dpa-Gespräch.
Zugleich kritisierte der Minister den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann. Er könne nicht Architekturbüros beauftragen, die am Ende nicht finanziert werden können. Aus dieser Sicht spreche manches dafür, dass der Bund die Museumsinsel zu 100 Prozent übernimmt. Die Baukosten wurden bisher auf rund 2 Milliarden Mark bis zum Jahr 2010 veranschlagt. Es sei allerdings völlig illusorisch anzunehmen, „dass der Bund die Hälfte, die bisher Berlin getragen hat, einfach dazulegt, ohne das zu kompensieren“, betonte Nida-Rümelin. „Wir müssten das in irgendeiner Form ausgleichen, das heißt, wir würden dann aus bestimmten Förderungen wieder rausgehen. Wir müssen klären, ob sich da ein Weg finden lässt und ob das so von Berlin auch gewünscht wird.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen