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unterm strich

Der in Halle lebende Maler Willi Sitte wurde von der Stasi von 1965 bis 1975 als „Geheimer Informator“ unter dem Namen „Guttuso“ geführt. Immerhin blieb Sitte mit seinem Decknamen in der Familie: Er erinnert an den italienischen Maler Renato Guttuso (1912–1987), einen Vertreter des Sozialistischen Realismus. Wie die Behörde mitteilte, schätzte das MfS den Künstler aber als „politisch unzuverlässig“ ein. Er habe „wenig Unterstützung“ geliefert und seine Bereitschaftserklärung „nicht ernst genommen“. In Nürnberg beginnt heute ein Symposium über den ehemaligen DDR-Funktionär Sitte. Dabei geht es auch um ein Ausstellungsvorhaben mit dem Titel „Willi Sitte – Werke und Dokumente“, das eigentlich in diesem Sommer realisiert werden sollte. Die Schau war geplatzt bzw. verschoben worden, da Kritiker Nachbesserungen und eine Einordnung von Sittes Werken in die DDR-Realität gefordert hatten.

Mit der Gründung des Vereins „REIN“ wollen die Beteiligten des „Hamlet“-Projekts von Christoph Schlingensief den Ausstieg von Neonazis aus der Szene unterstützen. Ziel des Vereins sei die Reintegration von Aussteigewilligen in die Gesellschaft, wozu eine „Kommunikationsbrücke“ zu sozialen und politischen Institutionen geschaffen werden soll. Durch den Namen wollen sich die Vereinsgründer gegen das Programm „RAUS“ von Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) profilieren, sagte Torsten Lemmer. Als Teilhaber des weltgrößten Vertriebs für rechtsradikale Musik hatte Lemmer bei Schlingensiefs Theaterprojekt „Hamlet“ in Zürich als Aussteiger auf der Bühne gestanden. Das Angebot der Bundesregierung an ausstiegswillige Rechte, so Lemmer, werde in der Szene nicht ernst genommen.

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