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unterm strich

Die Lyrikzeitschrift „Das Gedicht“ hat ein Jugendgedicht von Papst Johannes Paul II. veröffentlicht. „O du Musik“ wurde von dem damals 19-jährigen Karol Woytiła nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Besetzung Polens durch die Deutsche Wehrmacht geschrieben. „Zusammen werden wir freier. / Es wird uns zusammen leichter sein. / Ich schlage mit dem Herzen in die Brust. Höre Polen“, heißt es in der sechsten Strophe. Bereits letztes Jahr wurde ein Gedichtband des Papstes beim Nürnberger Burgschmiet-Verlag herausgebracht, der aber „in Deutschland gar nicht wahrgenommen wurde“, so „Gedicht“-Verleger Anton Leitner. Deshalb habe er dann mit dem Verlag Kontakt aufgenommen und um einen Nachdruck von „O du Musik“ gebeten.

Der Grafiker A. Paul Weber soll nach jüngsten Forschungsergebnissen eines Hamburger Wissenschaftlers deutschnationale Propaganda illustriert haben. Darunter seien auch die von Joseph Goebbels herausgegebene Zeitschrift Das Reich und Bildbeilagen des Völkischen Beobachters gewesen, wirft ihm der Hamburger Germanist Thomas Dörr vor. Dabei geht es Dörr vor allem um Weber-Zeichnungen wie das „Verhängnis“, in dem Menschenscharen mit wehenden Hakenkreuzfahnen in ein Massengrab marschieren. Diese Darstellungen seien missverstanden worden, so Dörr. Nach gängiger Meinung hatte Weber schon 1932 mit dem Bild die Toten des Zweiten Weltkrieges und der Konzentrationslager vorausgesehen. Doch für Dörr ergibt sich aus dem Kontext, in dem das Bild gedruckt wurde, eine andere Deutung: Webers „Verhängnis“ habe ursprünglich einen Text von Ernst Niekisch illustriert, der darin die führungslosen Deutschen in die nationale Bedeutungslosigkeit rennen sehe.

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