unterm strich:
Zensurbehörden, puritanische Postzusteller und aggressive Jugendschützer: Auf der ganzen Welt wir versucht, unerwünschte Kulturprodukte loszuwerden.
In New York ist die US-Post aktiv geworden und weigert sich eine Karte mit der Rückenansicht einer Gruppe nackter Männer zuzustellen. Das Motiv stammt aus einem walisischen Kurzfilm namens „A Heap of Trouble“ (etwa: „Ein Haufen Ärger“), dessen Hauptdarsteller nur mit Schuhen und Socken durch ein Wohngebiet in Südwales spazieren. Verschickt hatte die Karten die „Brooklyn Academy of Music“, um für ein Kurzfilmfestival zu werben.
Ein Postsprecher sagte, die Karten würden nur verschickt, wenn ein schwarzer Balken auf die Hinterteile der Waliser Jungs gedruckt werde. Diesen Vorschlag lehnte der Kurator des Festivals, Jonathan Howell, ab und ärgerte sich grün über die Humorlosigkeit der Behörde.
Auf einen anderen Feind von Moral und Sittlichkeit hat sich die Regierung von Malaysia eingeschossen: Heavy Metal ist in den Augen von Premierminister Abdullah Ahmad Badawi purer Satanismus und gehört deswegen rigoros verfolgt. Gegenmaßnahmen gegen das höllische Treiben wurden bereits eingeleitet: So wurden in groß angelegten Razzien in Plattenläden T-Shirts, Videos und Poster beschlagnahmt. An den Schulen wurden Jugendliche anhand von Tätowierungen als Satansjünger identifiziert. Auch der Import von Heavy Metal CDs soll verboten und die Auftrittsmöglichkeiten ausländischer Hardrocker beschränkt werden. Bands, die in Malaysia auftreten wollen, müssen sich einer Unbedenklichkeitsprüfung unterziehen. Die erste Band mit Anti-Satanismus-Zertifikat sind übrigens die Scorpions.
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