unterm strich:
Der Terror und seine Folgen, Beispiel Buchmarkt: Matthias Horx, der notorische „Zukunftsforscher“ und Trittbrettfahrer auch der abseitigsten Trends, hat jetzt den „Megatrend Terror“ entdeckt und beleuchtet in einer neuen Studie dessen „Auswirkungen auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft“. Sein Buch mit dem gewohnt griffigen Titel „Das (Un)Sicherheitszeitalter“ umfasst knapp 70 Seiten und sei „notwendigerweise ein Schnellschuss“, wie der Autor und Experte im Bohren dünner Bretter einräumt. Das Werk, mit dem der Leiter des Zukunftsbüros in Kelkheim (Hessen) versucht, aus dem Thema Kapital zu schlagen, richtet sich in erster Linie an Firmen und Institutionen und bündelt und gewichtet kursierende Zukunftsprognosen. Denn, wie wir wissen: Auch die Zukunft ist nach dem 11. September nicht mehr das, was sie vorher war. Besonderes Gewicht liegt bei Horx auf der Frage, wie Terror und Krieg die Zukunft unterschiedlicher Branchen beeinflussen dürften. So wertet Horx, wenig überraschend, den 11. September als vermutlichen Durchbruch für die Biometrik, also für das computergestützte Erkennen von Menschen. Im Konsumsektor sagt der Forscher einen Boom der „ehrlichen Genüsse“, handwerklicher Produkte und der Nostalgietrends voraus. Protziger Luxus komme aus der Mode. Diätbücher und Sportkleidung floppten, und überhaupt werde Vorsorgemedizin im Angesicht der Gefahr eher abgewertet, Sucht und „exzessives Nahrungsverhalten“ dagegen „wieder tolerierbar“. Im Mediensektor rechnet Horx damit, dass Familiendramen, Naturthemen und der „kitschig-emotionale Teil“ der Popkultur Aufwind erhalten. Und außerdem, aber das schreibt Horx natürlich nicht: schwachbrüstige Trend-Ratgeber.
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