unterm strich:
Friede auf Erden? Jedenfalls sieht die kulturelle Welt aus Sicht der deutschen Nachrichtenagenturen derzeit eher undramatisch und übersichtlich aus. „Der Herr der Ringe“ hat auf Anhieb Platz eins der deutschen Kinocharts erobert – was ja wohl auch niemand anders erwartet hat. Außerdem noch interessant: Der Herr Rau, Johannes, Bundespräsident von Beruf, wird heute die hundertjährige Marlene mit einer Kranzniederlegung am Grab ehren; immerhin. Wenn es bei einem deutschen Filmstar Wiedergutmachung zu leisten gibt, dann bei der Dietrich, wo doch dieser „Marlene“-Film vor einem gutem Jahr wirklich eine der größten Geschichtsklitterungen des gegenwärtigen deutschen Möchtegernkinos darstellt. Na ja, und dann droht den Kirchenchören im Osnabrücker Land wegen Nachwuchsmangels die Luft auszugehen; eine Meldung, die es, wenn’s wirklich brummt, auch nicht bis in die Ticker geschafft hätte.
In Frankreich dagegen ist in Sachen Literatur und Kulturkampf derzeit schwer was los. Ursache ist Michel Houellebecq, wieder einmal. Die französische Muslimgemeinde will ihn vor Gericht bringen, und zwar wegen antiislamischer Äußerungen. Der Anwalt der Gemeinde erklärte, Houellebecq habe zum „religiösen Hass“ aufgerufen und sich „rassistischer Äußerungen“ schuldig gemacht. Am 5. Februar soll in Paris eine erste Anhörung stattfinden.
Hintergrund ist immer noch das Interview, das der französische Schriftsteller im September mit dem Literaturmagazin Lire geführt hatte. Houellebecq hatte darin den Islam als „gefährliche Religion“ bezeichnet. Die Verantwortlichen der Moscheen von Paris und Lyon werfen dem Autor zudem vor, in seinem jüngsten Roman „Plateforme“ gegen den Islam Stimmung zu machen. Das Buch wird im bald kommenden Jahr auf Deutsch erscheinen, dann kann man sich selbst ein Bild davon machen.
So, und nun enthüllen wir als besonderen Service, wie man den Namen Houellebecq korrekt ausspricht. Zungendreher und Lippenspitzer sind nämlich vollkommen unnötig. Sagen Sie doch einfach Mischell Wellbeck, so wie Wellblech. Das kommt schon hin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen