unterm strich:
Kirchenfenster haben in den letzten Wochen für Aufregung gesorgt – jetzt hat das Oberhaus des Parlaments in Moskau ein Gesetz verabschiedet, wonach die nach dem Zweiten Weltkrieg verschleppten Fenster der Marienkirche in Frankfurt (Oder) zurückgegeben werden sollen. Präsident Putins Jawort gilt als sicher, die Duma hat bereits zugestimmt.
Deutschland will sich nach Aussage des Kulturstaatsministers Julian Nida-Rümelin für die Rückgabe weiterer Kulturgüter einsetzen. Gleichzeitig sagte er am Mittwoch Unterstützung für die Restauration einer Konzertorgel in Sankt Petersburg zu – 1,3 Millionen Euro wird Deutschland zuschießen. Die Orgel wurde von den Söhnen eines deutschen Orgelmeisters gebaut. Dies sei das Gastgeschenk Deutschlands zum 300-jährigen Jubiläum der Stadt im Jahr 2003, erklärte Nida-Rümelin in Weimar.
Dort traf er den russischen Kulturminister Michail Schwydkoi. Die beiden Kulturpolitiker unterzeichneten ein Papier über die deutsch-russischen Kulturgespräche. Streitpunkte sind aber nach wie vor offen: Von deutscher Seite werden unter anderem die Rückführung des Rathenau-Archivs und Nachlasses von Ferdinand Lassalle gefordert, Russland bittet um die Übergabe historischer Archivalien und Handschriften. Lange Gespräche und zahlreiche Meldungen liegen also noch vor uns – daran werden auch die angekündigten deutsch-russischen Kulturjahre 2003 und 2004 nichts ändern.
Wenn einer eine Reise tut … Besonders erlebnisreich scheint Reisen für Palästinenser zu sein. Sanabel Al-Fararja (15) und Kayan Al-Saify (16) sind zur Oscar-Verleihung in die Vereinigten Staaten gereist und sitzen jetzt in Kalifornien fest: Die Rückkehr in ihr Flüchtlingscamp in der Nähe von Bethlehem sei zu gefährlich, wurde ihnen mitgeteilt.
Die beiden Mädchen haben an dem für einen Oscar nominierten Dokumentarfilm „Promises“ („Versprechungen“) mitgearbeitet. In dem Film wird die Geschichte des Nahostkonflikts durch sieben Kinder erzählt. Das Filmteam hat die Kinder zwischen 1995 und 1998 begleitet.
Während der Zeremonie im März haben die beiden bei Freunden ihrer Familie in San Francisco gewohnt. Sanabel Al-Fararja erzählt von einem Telefongespräch mit ihrer Familie: Die Eltern sagen, die Rückkehr der Teenager sei nicht sicher, da die israelische Armee Straßen in das Dheischeh-Lager blockiert habe.
„Promises“ hat Preise in San Francisco, São Paulo und Vancouver gewonnen – für einen Oscar hat es nicht gereicht.
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