unter tage :
Eine Woche im Leben eines Ruhrgebiet-Bewohners kann ganz schön turbulent sein. Abwechslung zwischen Broterwerb, Streikposten, Stadion und Kneipe bringt eine ganze Palette von Veranstaltungen, die dafür sorgen, dass die kulturelle Gehirnhälfte nicht von schwarzweiß, schwarzgelb und blauweiß überwuchert wird. In der 14. Woche des Jahres, die auch die erste nach dem Polen Karol Wojtyla ist, wird eines Landsmannes des verstorbenen Papstes gedacht, mit dem er ganz droben wohl nicht zusammentreffen wird – Klaus Kinski.
Im Rahmen der Mülheimer „Stücke“ liest Johannes Oliver Hamm am Sonntag in der Filmbar der Lichtburg Essen aus den Tagebüchern des Regisseurs Werner Herzog: Juni 1979. Herzog arbeitet an einem Film, der einer seiner berühmtesten werden soll: „Fitzcarraldo“, die Geschichte eines Mannes, eines Traumes und seiner abenteuerlichen, beispiellosen Verwirklichung. „Ich kann mich nicht erinnern, je in meinem Leben so unter Druck gearbeitet zu haben,“ sagt Herzog. Erst hätte sein Hauptdarsteller, ohne den Herzog heute kein Schwein kennen würde, hysterisch herumgeschrien, dann den Todkranken gemimt. Beim nächsten Tobsuchtsanfall Kinskis sollen ihn die Häuptlinge der Ashininka-Campas und der Machiguengas von Shivankoreni ganz ruhig gefragt haben, ob sie Kinski für ihn töten sollten. Tja, Werner Herzogs Tagebuch ist eben das Protokoll einer existentiellen Erfahrung und was das Schönste ist, „Der Kinski“ wartet bestimmt schon auf ihn, um seine Erinnerungen wieder ins richtige Licht zu rücken.
Auch das Revier lebt von seinen Widersprüchen. Strukturwandel trotz Massenarbeitslosigkeit. Kultur trotz leerer Kassen. Werbeträchtiges Triviales steht locker neben unbeachtetem Wertvollen.
Als „Der Spiegel des großen Kaisers“ 1995 seine Uraufführung erlebte, konnte man bestenfalls ahnen, dass mit diesem Opernwerk die Erfolgsgeschichte eines jungen deutschen Komponisten ihren Lauf nehmen sollte. Es ist die Story des Komponisten Detlev Glanert (*1960), der mittlerweile sieben Opern komponierte, die nicht nur uraufgeführt wurden, sondern auch nachgespielt werden und Eingang in das Repertoire der Opernhäuser finden. Sein Werk, gefördert durch den Fond Neues Musiktheater des NRW Kultursekretariats in Wuppertal, wird am Freitag wieder im Gelsenkirchener Musiktheater zu sehen sein. Das Libretto der Oper basiert auf der gleichnamigen Novelle Arnold Zweigs aus dem Jahre 1926, in der eine Parabel über den Staufenkaiser Friedrich II. erzählt wird. Diesem wird ein Spiegel geschenkt, mit dem er in die Zukunft blicken kann. Der Spiegel sagt dem Kaiser aber nicht nur das Ende seiner Herrscherfamilie voraus, sondern zeigt in apokalyptischen Bildern das Ende jeder menschlichen Ordnung.