umfrageergebnisse: Ein weiter Weg zur Mehrheit
„Es gibt auch ein Leben vor dem Tod“, hat ein Reporter aus Klaus Landowskys Mund auf der CDU-Tagung im Fränkischen vernommen. Stimmt, will man erwidern. Es gibt in der Hauptstadt ein politisches Leben auch ohne den bisherigen Fraktionschef der Christdemokraten, und das wird – endlich! – bunter. Wie befreit aus der Stagnation des zwanghaft verlängerten Kalten Krieges unter Lando ist wieder Leben in die Politik der Hauptstadt gekommen. Der Wähler und die Wählerin, diese rätselhafte Wesen, zeigen nach den neuesten Meinungsumfragen schließlich doch, dass sie den ewigen Filz satt haben: Eine komfortable rot-rot-grüne Mehrheit gäbe es im Abgeordnetenhaus, wären am kommenden Sonntag Wahlen.
Kommentar von PHILIPP GESSLER
Doch natürlich ist Vorsicht geboten – eine Mehrheit links der Mitte, wie sie schon Willy Brandt nach der Wiedervereinigung erhoffte, wird nicht so leicht zu erringen sein. Schließlich schienen dafür unmittelbar nach der Bundestagswahl 1998 die Chancen auf Landesebene ideal. Und trotzdem fuhr die SPD ein Jahr später bei den Abgeordnetenhauswahlen ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten ein. Außerdem ist zu erwarten, dass die CDU sich trotz eines laufenden Untersuchungsausschusses zur Affäre bis 2004, wenn es spätestens zum Schwur kommt, erholen wird. Immerhin hat sie mit den Entscheidungen vom Wochenende ihren Generationswechsel geschafft, und die Wähler vergessen schnell. Schließlich mangelt es der SPD nach wie vor an einer überzeugenden Spitzenfigur: Landeschef Peter Strieder ist selbst unter den eigenen Wählern weniger beliebt als der „Regierende“ Eberhard Diepgen. Und hat SPD-Fraktionschef Klaus Wowereit genug Charisma, um Wahlen zu gewinnen?
Nein, SPD, Grünen und der PDS wird eine Mehrheit links der CDU nicht zufallen – sie müssen sie erarbeiten. Das ist noch ein langer Weg, aber eines bleibt nach diesem Wochenende: Landowsky ist endlich weg. Das ist gut für Berlin.
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