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tut gar nicht weh: das 37. berliner theatertreffen hat begonnen

Von der Berlinale kennen wir das natürlich ganz anders. Da gibt es einen roten Teppich zur Eröffnung, Stars, Prominenz und ganze Pulks von Kamerateams. Mag sein, dass die Anfangsjahre des Berliner Theatertreffens von einer ähnlichen Erregtheit ergriffen waren; heute jedenfalls, in der 37. Auflage, lässt sich nicht einmal mehr der Regisseur der Eröffnungsinszenierung blicken. Die „Dämonen“ starteten am Freitag das Festival in der Volksbühne ohne Frank Castorf, und später vor dem Schiller Theater, wo Joachim Schlömers „La Guerra d'Amore“ (siehe Foto) gezeigt wurde, einigte sich die Hand voll Fotografen auf eine Frau mit „Suche zwei Karten“-Schild als Attraktion des Abends. Später im Spiegelzelt sagte Kultursenator Christoph Stölzl, dass Theater immer auch Ärgernis

sein müsse und man gerade deshalb hingehe. Das war, wenngleich es nicht zuletzt in der Kulturpolitik genug Anlass zum Ärgern gibt, natürlich eine glatte Lüge. Zum Theatertreffen kommt das Publikum, um das deutschsprachige Staatstheater zu feiern. So will es auch die Festspieldirektion und hat deshalb von den zehn geladenen „bemerkenswerten“ Produktionen die hübscheste und harmloseste an den Anfang gestellt. Unter der Leitung von René Jacobs spielte das Instrumental-Ensemble der Schola Cantorum Brasiliensis wunderschöne, schwermütige Madrigalen von Claudio Monteverdi im Orchestergraben, während auf der Bühne neun hervorragende Sänger vom Baseler Tanztheaterensemble wie von einer anmutigen Herde Liebeskranker umtanzt wurden.

Risikofreude schließt das Konzept des Theatertreffens aus, doch für den Berliner ist es selbstredend eine praktische Angelegenheit. Ohne der Bahn AG auch nur einen Pfennig in den Rachen schmeißen zu müssen, kann er bis zum 20. Mai weitere sieben Inszenierungen aus Hamburg, Bochum, Köln, Berlin und Basel sehen. Empfohlen sei an dieser Stelle die kleinste, in der Hamburger Kampnagel-Fabrik entstandene Produktion des Festivals, „Nothing Hurts“ von Falk Richter und der Choreografin Anouk van Dijk. Ebenfalls erwähnenswert: Die Diskussionsveranstaltungen und Konzerte im Spiegelzelt sind gratis.Infos zu Programm und Karten: 25 48 90

FOTO: SEBASTIAN HOPPE

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