taz.meinland trifft Oskar Lafontaine: Ruhig Blut, Linke

Er kam zu spät, aber das trübte die Sympathien des Publikums für den Saar-Linken Oskar Lafontaine kaum. Die populistisch gewürzte Rhetorik Lafontaines und Wagenknechts sorgte eher für Unmut.

taz trifft Oskar: die taz-Redakteure Anja Maier (re.) und Martin Reeh (li.) im Gespräch mit Oskar Lafontaine Bild: taz/Nora Belghaus

von LAILA OUDRAY

Um zu Oskar Lafontaine zu gelangen, mussten die Interessierten erst einmal an den Tatortreinigern vorbei. Niemand war gestorben, nur dies war eben auch: In einem der Säle des Congress Centrums in der saarländischen Hauptstadt fand am Abend des 26. Januar 2017 eine Preview des örtlich angesiedelten „Tatorts“ statt.

So stand die taz.meinland-Veranstaltung, ermöglicht von der taz-Genossenschaft, an diesem Abend unter besonderem Konkurrenzdruck. Doch trotz Preview und dem ebenfalls stattfindenden Max-Ophüls-Filmfestivals fanden sich etwa 100 Menschen ein, um mit der Ikone der Linkspartei Lafontaine zu diskutieren – über die Situation der Linken im Saarland, in Deutschland und der Welt.

Doch bevor das zu Sprache kommen konnte, musste gewartet werden. Denn der Protagonist kam einfach nicht. Während die Moderatoren Martin Reeh und Anja Meier etwas beunruhigt waren, blieben die Zuhörer*innen ruhig – es schien, als ob sie das schon kennen würden: Im Raum wurde miteinander gesprochen oder gelesen.

Konzentriertes Zuhören

Zehn Minuten nach dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung, kam Lafontaine doch noch. Das Publikum freute sich, aber maßvoll. Eher zurückhaltender Applaus begleitete ihn auf die Bühne, wo er begrüßt wurde. Sofort kamen die ersten Witze, die ihre Wirkung nicht verfehlten. Während das Gespräch auf der Bühne sich fortsetzte, blieb es im Publikum ruhig. Weder wurde getuschelt, noch bedienten die Zuhörenden ihre Mobiltelefone: ein selten gewordenes Erlebnis.

Die Leute hörten stattdessen konzentriert zu – Hand am Kinn und Blick auf die Bühne. Währenddessen polterte sich Lafontaine durch die Themenlandschaft. Einige seiner Aussagen werden mit Applaus begleitet, man lacht zu den Scherzen. Wenn jemand im Publikum empört sein sollte, so hält er sich zurück. Doch auch übermaßige Begeisterung zeigten die Menschen nicht. Es lag eine gleichmütige Sympathie für Lafontaine in den Gesichtern – interessiert, aber nicht zu sehr involviert.

Das Publikum lauscht Oskar Lafontaine: interessiert, aber nicht zu sehr involviert Bild: taz/Nora Belghaus

Kritisches Heimspiel

Trotzdem ist deutlich: Es ist ein Heimspiel für den ehemaligen saarländlichen Ministerpräsidenten. Von Martin Reeh und Anja Meier wird er über verschiedene Themen ausgefragt – Martin Schulz, Trump, die Flüchtlingssituation.

Nach etwa einer Stunde wird das Gespräch für das Publikum geöffnet. Nur wenige Hände reckten in die Luft. Doch die Fragen, die gestellt wurden, waren trotz der offenkundigen Sympathie von Seiten der Menschen durchaus kritisch. Zweimal entwickelte sich ein Streitgespräch zwischen einem Fragenden und dem ehemaligen Linkenchef.

Vor allem, als ein Mann kritisierte, dass der Ton von Lafontaine und auch von Sahra Wagenknecht den von Rechtspopulisten allzu sehr ähnelt, wurde aus einer Frage eine Diskussion zwischen den beiden Männern, die sich offensichtlich kennen.

Am wenigsten neoliberal

Oskar Lafontaine distanzierte sich von der AfD, aber stimmte sogleich in die bekannte Klage ein, dass man zu schnell in die rechte Ecke geschoben werden würde. Der Mann entgegnete, dass es nicht sein kann, dass man linke Stimmen nicht mehr von rechten Stimmen unterscheiden kann.

Nur noch wenige Fragen werden gestellt, und nachdem Oskar Lafontaine klar gestellt hat, dass die taz von den deutschen Medien noch am wenigsten neoliberal ist, wird die Veranstaltung beendet. Auch die Preview des „Tatort“ ist vorbei.

Am 26. März wird im Saarland der neue Landtag gewählt. Sonntag, 29. Januar  läuft der neue „Tatort“ in der ARD, Titel: „Söhne und Väter“.