taz.lab-LeserInnenmail: Hoffnung, Angst und Wut

Die langjährige Betriebsrätin und taz-Leserin Elke Sandvoß-Böhm blickt sorgenvoll, aber nicht hoffnungslos auf Europa.

Ich bin 63 Jahre alt, Rentnerin, war 20 Jahre engagierte Betriebsrätin und seit 1984 Gewerkschaftsmitglied, habe kein Abitur und habe nicht studiert; dafür bin ich politisch interessiert  und kann mir nicht verkneifen, meine Hoffnungen, Ängste und Wut zu Europa an Euren taz.lab zu richten:

Meine Hoffnung zu Europa

Ich wünsche mir ein soziales und gerechtes Europa. Das betrifft z.B. Löhne und Gehälter, Steuern (es kann nicht sein, dass große Firmen kaum Steuern zahlen), Meinungsfreiheit und die Gleichheit der Menschen. Europa muss in erster Linie für die Menschen da sein und nicht nur für Banker und die Wirtschaft.

Der Mensch scheint ein Störfaktor zu sein. (Z.B. wurden mit den Milliarden an Griechenland nur die Banken und ggf. die Wirtschaft gefüttert. Die Menschen haben davon NICHTS gesehen). Ich wünsche mir Solidarität in Europa und kein Gegeneinander. Ich wünsche mir ein „Grünes Europa“. Ein Ende der Massentierhaltung, der Ausbeutung der Erde, mehr BIO, ein Ende der Atomenergie.

Angst um Europa

Ich fürchte mich sehr vor dem starken Rechtsruck in Europa in Deutschland, Griechenland, Ungarn, Großbritannien usw. Ich fürchte mich besonders, weil Regierungen und Gerichte auf dem rechten Auge blind scheinen und sich darin üben nichts gegen Neonazis, Faschisten und Rassisten tun. 

Gleiches gilt für die meisten Medien in Europa, die Menschen wie Sarrazin oder Princcis überhaupt eine Plattform bieten anstatt sie totzuschweigen, dann würde auch niemand ihre Hassbücher kaufen. Etwas ausführlichere Berichte über den NSU-Prozess kann ich auch nur in der taz und manchmal in der Süddeutschen finden. Die meisten Zeitungen haben diesen Prozess anscheinend schon vergessen oder messen ihm keine Bedeutung mehr zu.

Wut über Europa

Ich höre aus Brüssel immer nur Geld und die Wirtschaft muss wachsen und die Banken dürfen nicht bankrott gehen! Menschenrechte werden für die Wirtschaft verkauft (z.B. China, Russland etc.).

Was hoffen, oder wovor fürchten Sie sich? Schreiben Sie uns ihre Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte zu Europa. Oder befragen Sie uns zum taz.lab. Ausgewählte Zuschriften veröffentlichen wir an dieser Stelle.

Die Regelungswut für kleinste Themen (die Größe von Tomaten, der Wohlwuchs von Möhren usw.) findet keine Grenzen. Die sollen sich aktiv und massiv gegen Rassismus einsetzen, sie müssen aufhören die europäischen Grenzen abzuschotten. Sie bringen mit ihren Entscheidungen massenhaft Menschen, die in größter  Not sind, um und bedienen sich der Frontex. Die Politiker sind diejenigen, die Verantwortung für den Mord an diesen armen Menschen tragen. Sie treffen die Entscheidungen.

Liebe taz-Menschen, ich hoffe, Ihr müsst nicht die Augen verdrehen über mein mail. Aber meine Wut ist angestaut und so groß! Das habt Ihr nun davon, dass Ihr Eure Leser auffordert Euch Hoffnung und Angst zu Europa mitzuteilen. Wobei ich mich auf die aus meiner Sicht wesentlichen Themen beschränkt habe. Ich gebe die Hoffnung trotzdem nicht auf. Man muss das Unmögliche versuchen, damit das Mögliche wahr wird.

ELKE SANDVOß-BÖHM