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Archiv-Artikel

taz-serie „wie retten sie die welt?“ heute: die musiktherapeutin beate robie „Ich mach das Bäumchen für Bäumchen“

Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm treffen sich die Mächtigen der Welt, um zu besprechen, wie es mit unserer Erde weitergehen soll. Antworten – das ist jetzt schon klar – werden sie keine finden. Sie brauchen Nachhilfe. „Wie retten Sie die Welt?“, fragt die taz anlässlich des Gipfels jeden Tag eine/n interessante/n Berliner/in.

„Von Beruf bin ich Musikpädagogin. Ich unterrichte Rhythmik. In meiner Freizeit bewege ich mich gern an der frischen Luft, mit Vorliebe in den Bergen. Bei freiwilligen Arbeitseinsätzen im bayrischen Voralpenland versuche ich ein Stück weit wieder gutzumachen, was durch Menscheneinfluss kaputtgegangen ist. Man könnte sagen, ich rette die Welt Bäumchen für Bäumchen.

Ein gesunder Bergwald dient dem Hochwasserschutz und der Trinkwasserversorgung, und er stellt einen natürlichen Lawinenschutz dar. Dadurch, dass ich schon lange in den Alpen wandere, weiß ich, wie heftig die Erosion dort vonstatten geht.

Die Aktion Schutzwald wird vom Deutschen Alpenverein veranstaltet. Jährlich pflanzen rund 100 ehrenamtliche Helfer unter wissenschaftlicher Anleitung Bäume, pflegen Wege und bauen Hochsitze. Die Aktionen dauern fünf Tage.

Die Arbeit ist ziemlich hart. Man steht acht Stunden am Tag in gebückter Haltung in steilem Gelände und bringt vorgezogene Bäumchen in die Erde, Nadel- und Laubbäume gemischt.

Das Ganze erfolgt in einer festgelegten Anordung, damit die Pflanzen im Winter nicht vom Schnee erdrückt werden. Loch buddeln, Baum rein, Erde andrücken, nächstes Loch, und das meist in knallender Sonne. Aber das Schöne ist: Man ist immer draußen.

Bei den Einsätzen, an denen ich teilgenommen habe, war ich immer die einzige Berlinerin. Die meisten Helfer kommen aus Süddeutschland. Frauen sind leider kaum vertreten. Und die Männer sind entweder sehr jung oder schon im Pensionsalter.

Abends ist man ziemlich geschafft. Aber es entsteht ein schönes Gemeinschaftsgefühl. Meistens ist man in einfachen Hütten des Forstamts untergebracht: Matratzenlager, Plumpsklo, manchmal gibt es nur kaltes Wasser zum Waschen und Glühstrümpfe zur Beleuchtung. Es ist recht urig.

Man lernt nette Leute kennen und schließt neue Freundschaften. Vor allem aber habe ich bei den Aktionen sehr viel über den Wald gelernt und erfahren, wie mühsam es ist, den Lebensraum Berge zu erhalten. Der normale Spaziergänger bekommt davon nichts mit. Autofahrer erst recht nicht. Dabei wissen die doch am besten, wie es ist, wenn sie im Stau stehen, weil auf der Bundesstraße mal wieder eine Lawine oder ein Erdrutsch runtergekommen ist.“

PROTOKOLL: PLUTONIA PLARRE

Beate Robie (45) ist Musiktherapeutin