: tagestipp heute Italienisch für Fortgeschrittene
Bei Carmen Consoli treffen sich italienische Melodien mit Indie-Rock, Jazz und brasilianischen Rhythmen. Das rockt Berlin
Hey, Carmen Consoli kommt nach Berlin. Kennen Sie nicht? Kein Wunder, die in Italien schon seit Jahren sehr erfolgreiche Sängerin ist im Ausland noch nahezu unbekannt. Kennen Sie doch? Dann waren Sie wahrscheinlich mal vor zwei Jahren in Italien und wurden unweigerlich mit dem Sommerhit des Jahres 2000 „L’ultimo bacio“ konfrontiert. Oder Sie haben eben dieses Lied ihres vierten Albums „Stato di necessitá“ in dem gleichnamigen Kinofilm mit diesem wunderschönen Hauptdarsteller – wie hieß er noch? – gehört, der auch in Deutschland als „Ein letzter Kuss“ lief. Zum Konzert in der Kulturbrauerei wirbt ein Flyer mit der Aufschrift „Carmen Consoli – Italiens schönste Stimme“ und dem Bild einer lieb und harmlos wirkenden, vollbusigen Frau. Wer diesen ohne Vorkenntnisse in der Hand hält, könnte meinen, es handle sich um volkstümliche Musik von Mama Miracoli. Weit gefehlt. In Wirklichkeit rockt die 1974 in Catania auf Sizilien geborene Sängerin ganz schön und sieht dabei ganz schön gut aus. Ihre Musik ist zudem überaus vielseitig: Das im letzten Jahr erschienene Album „L’eccezione“, mit dem sie zurzeit auf Tour ist, ist eine Mischung aus italienischen Melodien, amerikanischem Indie-Rock, brasilianischen Rhythmen und swingendem Jazz, überschleiert von einer allgegenwärtigen, leichten Carmen-Consoli-Melancholie. Schön zum Heulen, Zähneknirschen, Abtanzen und in falschem Italienisch Mitsingen. Da kann man die alten Eros- und Gianna-Nannini-Scheiben getrost im Keller lassen und sich mitten im verschneiten April in Berlin trotzdem sehr italienisch fühlen. TIG