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Immerhin knapp über 100 Bands und Projekte hat die Gruppe „Pink Tank Entertainment“ in den letzten zwei Jahren in der Roten Flora auf die Bühne gebracht. Dabei scheut sie sich nicht, neben durchaus bekannteren Perlen internationaler DIY-Abendunterhaltung auch die eine oder andere geschmackliche Randständigkeit unter das sich in jedem Fall als aufgeschlossen verstehende Publikum zu bringen. Im Fall des nun anstehenden Geburtstagsfestivals geht man dann aber doch mit der Mode. Hier werden nicht schlicht zwei Jahre Bestehen gefeiert. Nein, heutzutage muss man die Latte höher hängen, in diesem Fall 198 Jahre. Die Anzahl der Bands, die die „200 Jahre“-Feier mit Musikdarbietungen unterstützen werden, fällt dann wieder bescheidener aus: Insgesamt gibt es derer sechs zu hören. Solitary Jan, als Sänger von „Kurhaus“ bekannt, singt zur schrammeligen Akustikgitarre über das komplizierte Leben und davon, dass letztlich immer der Kapitalismus schuld ist. Die Charts servieren sagenhafte Pop-Perlen zwischen Kaufhausmusik, Chanson und ZDF-Hitparade mit Texten, die Herz und Hirn gleichermaßen in Anspruch nehmen, und, wie die VeranstalterInnen richtig feststellen, mit „einer Intensität, wie sie kaum eine Crustband mit zehn Gitarren mehr erreichen würde“. Musikalisch eher die derbe Gangart wählen da die rumänischen Mitschrei-Anarchopunks von Pavilionul 32. Die Kölner Patterns machen einen Abstecher ins Washington D. C. der späten 80er und bringen der Mathematik nicht abgeneigten Post-Post-Hardcore mit. Meneguar kommen aus NYC und klingen so, wie Angesagtes von dort derzeit klingen muss. Um Unterschiede deutlich zu machen, verweist man auf feste Subkultur-Verankerung. Auch der Portlander Life At These Speeds’ HC-Punk-Mischung hört man diese „Verwurzelung“ an, hier geht es aber eher in Richtung Screamo. Schon um 19 Uhr eröffnen die Infostände und das Buffet, es gibt den Film „The truth lies in Rostock“ zu sehen. Danach: Kurzfilme. Und zwischen den Bands: wieder Kurzfilme.
Gut, dass nun ein ganzes Wochenende Zeit ist, sich auf etwas völlig anderes einzulassen. Erst Montag nämlich ist mit Ulita Knaus eine der talentiertesten deutschen Jazzstimmen in der Fabrik zu Gast. Im Frühjahr ist deren viertes Album „It’s the City“ erschienen, dessen Soulfulness die Hamburgerin mit Flügel-, Bass- und Schlagzeugunterstützung zum Besten geben wird.
ROBERT MATTHIES
Pink Tank Fest: Fr, 21. 9., 19 Uhr, Rote Flora Ulita Knaus: Mo, 24. 9., 21 Uhr, Fabrik