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Archiv-Artikel

russische zeitungen zum Mord an der Reporterin Anna Politkowskaja

Die Moskauer Boulevardzeitung Moskowski Komsomolez wendet sich am Montag direkt an Präsident Wladimir Putin: Entschuldigen Sie, Wladimir Wladimirowitsch, dass wir Medien Sie ärgern, immer nicht das Richtige sagen oder schreiben. Auch Anna Politkowskaja benahm sich so, dass wohl irgendein Teil ihres Machtapparates (die Kaukasier?, die Petersburger?) sich gezwungen sah, sie zu töten.

Diesen Tod hat die Macht in Auftrag gegeben, also ihre Leute, andere gibt es längst nicht mehr. Das war ein politischer Mord (private Motive entfallen). Also ist es bei uns Politik, dass Probleme mit Schüssen im Hausflur gelöst werden.

Die Moskauer Wirtschaftszeitung Wedomosti meint zum selben Thema: In Russland hat sich eine besondere Tradition herausgebildet, kompromisslose Reporter auszuzeichnen – den Schlusspunkt unter ihre Arbeit setzt ein Mord.

Das Märtyrerbuch des russischen Journalismus umfasst dutzende Namen, darunter Dmitri Cholodow, Wladislaw Listjew, Igor Dominikow, Waleri Iwanow, Alexej Sidorow, Juri Schtschekoschichin, Paul Klebnikov, Anna Politkowskaja. Als Kommentatorin der Nowaja Gaseta hat Anna Politkowskaja über Dinge geschrieben, die sonst verschwiegen worden wären. Dafür musste sie mit ihrem Leben bezahlen.