: "Wir waren lustig drauf"
■ Mit der Vernehmung der drei angeklagten Brüder begann jetzt der Prozeß um den Tod des 19jährigen Türken Mete Eksi
Vor vollbesetzten Zuschauerreihen begann gestern der Prozeß um den Tod des 19jährigen türkischen Berliners Mete Eksi. Vor einer großen Jugendstrafkammer des Landgerichts müssen sich die drei deutschen Brüder Michael, Martin und Markus Sch. im Alter zwischen 18 und 25 Jahren verantworten. Der Vorwurf: Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise Beteiligung an einer Schlägerei, „durch die sie nicht ohne ihr Verschulden hineingezogen worden sind“. Eksi war im November 1991 an den Folgen einer Kopfverletzung gestorben, die ihm Michael Sch. mit einem Baseballschläger zugefügt haben soll.
Die drei Brüder sagten gestern, die Schlägerei am Adenauerplatz sei von einer Gruppe türkischer Jugendlicher um Mete Eksi ausgegangen. Der 1,90 Meter große, kräftig wirkende Hauptangeklagte Michael Sch. verbüßte zum Tatzeitpunkt gerade eine Freiheitsstrafe wegen Vergewaltigung. Er hatte an dem Wochenende Freigang aus der Haftanstalt. „Wir waren lustig drauf“, erklärte er gestern mit Hinweis darauf, er und seine Brüder hätten in jener Nacht im Café Graffiti eine Bekannte abgeholt. Vor dem Lokal sei Martin plötzlich von Ausländern umringt worden: „Sie hingen an ihm dran“ und „schlugen auf ihn ein“. Weil einer der Angreifer mit einem zum Schlag erhobenen Baseballschläger auf Martin zugekommen sei, so Michael Sch., sei er dem Bruder zu Hilfe geeilt. Er habe dem Türken die Baseballkeule entwunden und Martin dabei mit dem Schläger gestreift. Von einem Schlag gegen Mete Eksi wisse er nichts.
Martin und Markus Sch. machten ähnliche Aussagen. Den Schlag gegen Mete Eksi wollte keiner von ihnen bemerkt haben. Sie hätten keinen Anlaß für die Auseinandersetzung gegeben, so die Söhne eines Polizeibeamten unisono. Die Türken hätten sie wohl fälschlicherweise als „rechts eingestuft“, vermutete Michael Sch. Dabei hätten sie „relativ lange Haare“ gehabt und Arbeitskleidung getragen, lediglich Markus habe eine Tarnhose und eine Bomberjacke angehabt. Sie seien aber keine Ausländerfeinde und auch keine Anhänger der „Republikaner“. „Wenn Deutsche auf meinen Bruder eingeschlagen hätten, hätte ich unter Garantie genauso gehandelt“, beteuerte Michael Sch.
Die Eltern des getöteten Mete Eksi sind in dem Prozeß Nebenkläger, auf den Zuschauerbänken saßen viele Bekannte der Familie. Am kommenden Freitag wird der Prozeß mit der Vernehmung der vier Freunde von Mete Eksi fortgesetzt. Sie sind bereits wegen Beteiligung an der Schlägerei vom Amtsgericht verurteilt worden und haben bisher stets bekundet, die Provokation sei von den Deutschen ausgegangen. plu
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