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"Siegfrieds Lust - Tarnung und Täuschung" / Männermodenschau

Sehen so heute Helden aus? Genau wissen es Fiona Bennett und Lisa D. auch nicht. Weswegen Fiona, in England geborene Hutkomponistin, ihr Fragezeichen gleich mit aufs Filzrondell gesprüht hat. Die beiden Damen sind in Hamburg, Paris und London für Frauenoutfits bekannt. In Berlin, wo sie über dem Boudoir Hüte und Hüllen fertigen, wagen sie jetzt den Sprung ins kalte Wasser: zum ersten Mal zeigen sie öffentlich, was ihnen zum anderen Geschlecht alles eingefallen ist. Montag abend lassen sie dergleichen im Spiegelzelt defilieren – unter dem Modenschau-Thema „Siegfrieds Lust“.

Wie schon im Frühjahr, als Fiona Bennett und Lisa D. unter dem Motto „plötzlich obszön: der flieder“ im Spiegelzelt ihre sinnliche Frauen-Kollektion präsentierten, haben die Design-Damen eine Geschichte parat, die sich wie ein roter Faden durch die Inszenierung zieht. 20 Siegfrieds, verwundbar und doch auch wieder nicht, tragen von Lisa D. entworfene igelige Jacken, froschige Pullover, Eskimo- Mäntel und durchsichtige Blusen. Fiona Bennett ironisiert ihr Bild vom Mann mit Hüten in klassischer Form – allerdings mit einem lachhaften Aperçu versehen. Kunstfellkappen, Boleros mit Strumpfhaltern und quallengeformte Chapeaus: Der Mann von heute hat Mut zum Hut.

Während der Modenschau werden die Models die Bühne nicht verlassen, sondern endlos eine Schleife exerzieren. Weil die Modemacherinnen von aalglatten Models noch nie angetan waren, präsentieren sie wunderschöne Charaktergesichter und einige Prominenz: Otto Sander, der ansonsten nur für Yohji Yamamoto in Paris defiliert, Rolf Zacher, der barbesitzende Schauspieler, Käthe Be, das performende Berlin-Plagiat, oder Cora Frost, die Jeanne d'Arc der Chansonnetten – dieses eine Mal eine Frau im Anzug. Thorsten Schmitz

„Siegfrieds Lust – Tarnung und Täuschung“, Männermodenschau, 28.11., 20 und 22.30 Uhr, Bar Jeder Vernunft. Am 2.12. Sale Party in den Katakomben, Monumentenstraße 24. (Foto: Joachim Gern).

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