SCHÖNER LEBEN: "O Heiland...
■ ...reiß die Himmel auf!"
Jetzt, wo wir wieder, links zwo drei im Sauseschritt, den Gabentischchen entgegenstapfen, jetzt sagen Sie mal ganz ehrlich ganz schnell: was wünschen Sie, was? Bedenkzeit um! Erwischt! Gell, Sie haben ja alles? Da wiehert die gute alte Kulturkritik vor lauter Rechthaben, dabei haben wir doch, wie wir wissen, von allem nichts, wenn es uns leider langweiligerweise niemand umwickelt und einpackt.
Allein der karnevalische Trieb, die Güter des werk-und sonntäglichen Gebrauchs einmal bis aufs Unkenntlichste zu verkleiden, setzt in der Frühfaschingszeit das lustige Treiben der Gabenzirkulation in Gang. Clevere Geschäftsleute, die bekanntlich von Berufs wegen die Welt verstehen müssen, haben ganze Ladenketten gegründet mit nichts als Geschenkverpackungen drin. Leider haben sie bloß den vorletzten Schritt getan.
Wir hingegen, nicht wahr, gehen mutig weiter und verschenken bloß noch wunderhübsche Verpackungen: Schatullen, Etuis, Schatzkästlein mit inklusiver Leere oder aber, sofern wir originell sind, Ölfässer, alte Schachteln, beklebt mit Liebesbriefen aus dem Archiv, im Rupfenstyling Sack und Asche; selbst alte Wursthäute müssen wir nicht mehr wegwerfen.
Mein Freund Kurt, der Mathematiker, freut sich über geschweifte Klammern für seine geliebte Nullmenge, und Renate kriegt heiße Luft, verpackt in einem schicken VW-Golf. Manfred Dworschak
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