■ Die anderen: "Nowyje Iswestija" zum russischen Einmarsch in Tschetschenien / "Süddeutsche Zeitung", "Badischen Neuesten Nachrichten", "Neue Presse" zu Zwickels Rentenpläne
Die Moskauer Tageszeitung Nowyje Iswestija schreibt zu einem möglichen Einmarsch russischer Truppen in Tschetschenien: Ein besonderes Geheimnis macht man im Verteidigungsministerium aus der Existenz detaillierter Pläne für einen Vorstoß an der tschetschenischen Front nicht. Man kündigt sogar an, dass diesmal niemand versuchen wird, Grosny einzunehmen. Wichtig sei, mit den Rebellen fertig zu werden. Man kann nur rätseln, was diese Ausbrüche an Offenheit hoher Militärs ausgelöst hat. Entweder wollen die Militärs die tschetschenische Führung endgültig fertig machen, indem sie demonstrieren, dass sie bereit sind, bis zum Ende zu gehen. Oder all diese Erklärungen sind nicht mehr als ein Ablenkungsmanöver, und deshalb sind operativ-taktische Improvisationen auf der sich entfaltenden Bühne der Militärhandlungen möglich.
Die Süddeutsche Zeitung kritisiert Zwickels alte, neue Rentenpläne: Selbst intimen Kennern der einschlägigen Gewerkschaftsszene gibt IG-Metall-Chef Klaus Zwickel derzeit Rätsel auf. Wie bitter ernst mag es der Metaller mit seiner so vehement vorgetragenen Forderung nach der Herabsetzung des Rentenalters auf 60 Jahre meinen? Oder handelt es sich hier nur um das übliche Schaulaufen vor einem Gewerkschaftstag? Die harte Haltung des Metallerchefs gegenüber der rot-grünen Bundesregierung, seinem Ex-Vize Walter Riester und dem Arbeitgeberverband hat jedoch ausschließlich organisationspolitische Hintergründe. Wie soll der „Erfinder“ des Bündnisses für Arbeit das Verweilen in diesem Bündnis vor seinen Leuten rechtfertigen, wenn nicht alsbald ein greifbarer Erfolg winkt? Dabei ist es – wieder einmal – unerheblich, ob er auf Kosten der Steuer- und Beitragszahler erzielt wird.
Und die Badischen Neuesten Nachrichten glauben: Schon zu Zeiten der christlich-liberalen Koalition war klar, dass der Zug eher in die andere Richtung fahren wird. Das Rentenalter wird in der Zukunft eher weiter steigen als auf 60 Jahre sinken. Sollen die Rentenbeiträge nicht ins Unermessliche steigen, dürfen auf die Rentenkassen keine neuen Belastungen zukommen.
Die Neue Presse aus Hannover lobt ZwickelsVorschlag: Erstmals zeigen sich die Metallarbeitgeber zu einem beschäftigungswirksamen Abbau von Überstunden bereit, auch die Formel „Alte raus, Junge rein“ lehnen sie nicht in Bausch und Bogen ab. Es tut sich viel, wenn auch längst nicht genug.
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