: "Metropole Berlin"
■ betr.: "Die Stadt, das Geld und die Demokratie" von Dieter Hoffmann-Axthelm, Teil 1, taz vom 9.6.90
betr.: „Die Stadt, das Geld und die Demokratie“ von Dieter Hoffmann-Axthelm, Teil 1,
taz vom 9.6.1990
(...) Für den Metropolenplaner Hoffmann-Axthelm scheinen offensichtlich die Begriffe „Grün“ und „Stadt“ unversöhnliche Gegensätze zu verkörpern, so vehement wettert er gegen die Versuche des grünen Koalitionspartners im Senat, dem steinernen Berlin mittels des vereinbarten ökologischen Stadtumbaus mehr Lebensqualität abzugewinnen. (...) Das nennt man wohl zu Recht eine verkehrte Welt, in der Grünflächen mit ihrem unbestreitbaren Freizeitwert, der doch die Chance zur generationenübergreifenden Verbindung birgt, als Trennfaktor mißverstanden werden. (...)
Wenn Grün in der Stadt nach seiner Ansicht „die Wiederkehr von Stadtleben verhindere“ und wenn er die Idee eines Parks auf dem Geländes des ehemaligen Potsdamer Bahnhofs aufgrund seiner rätselhaften Vorstellungen von „Stadtästhetik“ nicht einmal schön finden kann, wie sieht dann sein Idealbild von einem „konkreten (lies: betonierten?) Stadtbild“ aus und vor allem: Welche Rolle dürfen dann Menschen noch darin spielen?
(...) Es ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, daß die innerhalb Berlins erzeugten ökologischen Probleme nicht einfach auf das Umland abgewälzt werden dürfen. Eine weitere Verdichtung des innerstädtischen Raumes, wie sie Hoffmann -Axthelm mit der großflächigen Bebauung des Potsdamer Platzes und seiner Umgebung exemplarisch fordert, würde dagegen neue Verkehrsströme in den Innenstadtbereich ziehen und damit die bereits vorhandenen Probleme weiter verschärfen, anstatt sie zu lösen. Die Entscheidung für mehr Grün in Berlin entspringt daher keinem romantischen Provinzialismus, sondern einem konkreten Bedürfnis der Einwohner dieser Stadt, denen die Erhaltung und Erweiterung ihrer Grünflächen in jedem Fall mehr Lebensqualität beschert, als ihnen dies ein städtebaulich ansprechendes, aber dafür steinernes Großstadtambiente je bieten kann.
Bürgerinitiative Westtangente, i.A. H.Eggenstein, Berlin 62
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