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"Liebe taz..." Nur Profit-Maximierung - betr.: "Stadtwerke: millionenschwere Fehler", taz-Bremen vom 12./13.10.1996

Betr.: „Stadtwerke: millionenschwere Fehler“ v. 12./13.10.

taz-Redakteur Jochen Grabler schreibt, die Stadtwerke müßten Personal entlassen, weil die Konkurrenz auf dem Energiemarkt sie dazu zwinge. Hier irrt der Journalist. Was die Stadtwerke treibt, ist nicht die „Globalisierung“, sondern der gute alte Drang zur Profitmaximierung. Man erinnere sich: Letztes Jahr wurden die Stadtwerke zur Hälfte an drei Energiekonzerne verkauft, und die wollen jetzt natürlich Geld in der Kasse sehen, der Gewinn soll im nächsten Jahr von 30 Millionen auf 110 Millionen nach oben getrieben werden.

Bei personalintensiven Unternehmen ist der Abbau von Arbeitsplätzen der schnellste Weg zur Profitsteigerung, denn die Erschließung neuer Aufgabenfelder braucht Zeit. Der Abbau von 430 Arbeitsplätzen bedeutet eine Steigerung der Arbeitslosigkeit, die Gewinnerwartung des Atomkonzerns VEBA/Preussen Elektra trägt somit zum Anwachsen der Arbeitslosigkeit in Bremen bei.

Für einen aber hat sich der Stadtwerke-Verkauf auf jeden Fall ausgezahlt: Der frühere Bürgermeister Klaus Wedemeier hat den Deal eingefädelt und vorangetrieben, und die VEBA hat sich erkenntlich gezeigt und ihn zum Generalmanager ihres Tochterunternehmens VEBACOM gemacht.

Erschütternd, wie sich seinerzeit der SPD-Landesparteitag von Wedemeier hat politisch erpressen lassen: Die Beschlußlage wurde geändert, weil der damalige Spitzenkandidat mit seiner Demission drohte, und der Verkauf an einen Vorlieferanten und Atomkonzern wurde vom SPD-Parteitag hingenommen. Erstaunlich die derzeitige Nachsicht der SPD-Fraktion gegenüber ihrem früheren Bürgermeister angesichts der Tatsache, daß nach Aussage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Christian Weber der Stadtwerke-Verkauf auch finanziell ein Flop ist. Nach gleichem Muster dürfte der GEWOBA-Verkauf bei der SPD über die Bühne gehen. Walter Ruffler

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