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"Liebe taz..." ALDI-Architektur am Hauptbahnhof - betr.: CDU blockiert Millionen-Investition am Hauptbahnhof, taz vom 16.1.1997

Betr.: CDU blockiert Millionen-Investition am Hauptbahnhof v. 16.1.

Heißa, wie freue ich mich, daß die CDU ein Verhinderungs-Torpedo gegen die Planung des Bahnhofsvorplatzes abschießt. Dieser Platz hat ein Streiten georgbitter nötig! Vielleicht kam der Tip für die CDU-Freunde auch von Lesekundigen der bayerischen Schwesterpartei: „Das bestgelegene Grundstück Bremens auf dem Bahnhofsvorplatz will die Hansestadt aus Geldnot ohne Vorgabe an die Architektur verschleudern“ (Süddeutsche vom 11.10.96).

Den bausenatorischen Schulte trifft hier keine Schuld. Der angelernte Stadtentwickler Ralf Fücks hat ihm dieses städtebauliche Straußen-Ei ins Nest gelegt und der rot-grüne Senat hatte beschlossen: Maximales Bauvolumen, damit viel Geld in die leere Staats-Schatulle kommt. Und schon vor Aufstellung des Bebauungsplanes hatte man kräftig mit den Investoren gekungelt.

Diese spätkapitalistische Stadtentwicklungspolitik fällt sogar BMW-Cabrio-Fahrern auf!

Der Bahnhofsvorplatz soll zugemauert werden mit einer 26 Meter hohen rechteckigen ALDI-Architektur. Im Architektenwettbewerb durften die Architekten nur noch die Löcher in dieser überdimensionierten Zigarrenkiste anordnen. Der Bahnhofsvorplatz wird Immobilienabfall, der Stadtraum verkommt zum Unraum. Der Bürger wird sich frierend mit Grausen abwenden, wenn er im Schatten dieses Riesenklotzes auf die Straßenbahn warten muß. Gut werden es hier nur die Vierbeiner haben, die auf der neugestalteten Rasenfläche vor dem Überseemuseum an den Hinterlassenschaften ihrer Vorgänger schnüffeln können.

Carsten Schnoor

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