■ Die Anderen: "Le Figaro" schreibt zur Vermittlungsmission von UN-Generalsekretär Kofi Annan im Irak / "France-Soir" kommentiert hämisch die Rolle der Medien in der Irak-Krise / Über Schröders Problem mit der SPD schreibt der "Standard"
„Le Figaro“ aus Paris schreibt zur Vermittlungsmission von UN-Generalsekretär Kofi Annan im Irak: Die Zeit nach dem Ende des Kalten Krieges war nie besonders einfach für Friedensbotschafter. Der Peruaner Pérez de Cuéllar hat sich nie von der Demütigung erholt, die er vier Tage vor Beginn der „Operation Wüstensturm“ im Irak hinnehmen mußte. Der Ägypter Butros Ghali wurde durch den somalischen und bosnischen Morast diskreditiert. Nun geht es für den Ghanaer Annan um alles oder nichts. Bevor er zu dieser hochgefährlichen Mission abflog, hat er versucht, drei Vorbedingungen sicherzustellen: einen vernünftigen Vorschlag für die Iraker, eine geschlossene Unterstützung durch den Sicherheitsrat und die Zusicherung, daß Bagdad in konstruktiver Weise an das Treffen herangeht. Er versichert, all dies bekommen zu haben. Aber die Konsequenz bleibt die gleiche: Saddam Hussein muß sich unterordnen, wenn er die Abstrafung durch die USA vermeiden will.
Die französische Boulevardzeitung „France-Soir“ kommentiert hämisch die Rolle der Medien in der Irak-Krise: Traut er sich oder nicht? Nach dem „Wüstensturm“ 1991 droht uns Bill Clinton, daß erneut aufgetischt wird. Der Deckname seines neuen Films: „Wüstendonner“. Alle in den Bunker – oder besser vor den Fernseher. Die Militärexperten aller Couleur kommen aus ihren goldenen Höhlen, um uns live, aber mit zusammenmontierten Archiv- und Propagandabildern von CNN oder aus Bagdad die Entwicklung des Konfliktes zu erläutern, der sich je nachdem bald oder in Zukunft wahrscheinlich oder gewiß abspielt. Schlägt er zu oder nicht? Man witzelt und wird ungeduldig. Beim Warten hat man „Sexgate“ und Monica Lewinsky völlig vergessen, und man weiß so gar nicht mehr, warum die Amerikaner etwas gegen die Iraker haben. Kennt man das schon anderswoher? Die Antwort steht noch nicht einmal im Internet. Informiert oder desinformiert über alles zu sein und dazu verdammt, nichts zu verstehen, ist das Schicksal, das dem Volk heute zugeteilt ist. Das ist der Wahnsinn des Krieges heutzutage.
Über Schröders Probleme mit der SPD schreibt der Wiener „Standard“: Gerhard Schröder, möglicher SPD-Kanzlerkandidat, hätte im Grunde leicht lachen: Meinungsumfragen sagen ihm in Niedersachsen Anfang März sogar Stimmengewinne voraus, die CDU kommt nicht auf Touren, und Bundeskanzler Helmut Kohl wirkt so müde wie nie zuvor. Doch Gerhard Schröder, der über hohe Sympathiewerte im Volk verfügt, hat ein großes Problem: Er tritt für die SPD an. Und die hat es dem wendig-populistischen Schröder noch nie leicht gemacht. Die Binse, daß nicht die SPD den Kanzler wählt, sondern das ganze Volk, hat das letzte Fähnlein der Parteilinken noch nicht verinnerlicht.
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