■ Die Anderen: "El Pais" sieht Clintons Affäre noch nicht als überwunden an / "Le Monde" sieht Clintons Irak-Politik in der Klemme / Über die Frage der Schwangerschaftsberatung in Deutschland schreibt "Liberation"
Die spanische „El Pais“ sieht Clintons Affäre noch nicht als überwunden an: Der von der Lewinsky-Affäre angeschlagene US-Präsident Clinton zeigte sich vor dem Parlament als großer Erneuerer. Seine Rede über die Lage der Nation (...) brachte ihm eine Atempause ein, aber das Vertrauen der Amerikaner ist ihm noch nicht sicher, auch wenn er die beste Wirtschaftskonjunktur seit den legendären sechziger Jahren vorweisen kann. Es gibt Leute, die seine Präsidentschaft bereits als gescheitert betrachten, auch innerhalb der Partei der Demokraten. Die Gegenoffensive, die Clinton und seine Frau Hillary gestartet haben, birgt durchaus Risiken. Als der Präsident eindeutig dementierte, mit Monica Lewinsky ein Verhältnis gehabt zu haben, setzte er alles auf eine Karte. Sollten nun Gegenbeweise auftauchen, wäre seine politische Karriere beendet.
„Le Monde“ aus Paris sieht Clintons Irak-Politik in der Klemme: Was Irak betrifft, so ist der Präsident in eine Klemme geraten. Wenn er nichts macht, so wird er der Schwäche bezichtigt, zumal das Pentagon mehr und mehr zu Luftangriffen gegen die von Saddam Hussein unter Verletzung der UN-Resolutionen wiederaufgebauten Militäranlagen neigt. Wenn er diese Bombardements befiehlt, so wird er sofort beschuldigt werden, zumindest für einen Moment von den Titelseiten der Zeitungen die Namen Monica Lewinsky, ihrer Freundin Linda Tripp, die die Bekenntnisse aufgenommen hat, und des Staatsanwaltes Kenneth Starr verdrängen zu wollen.
Zu der Entscheidung der katholischen Bischöfe Deutschlands, in den nächsten Monaten eine Lösung in der Frage der Schwangerenberatung zu suchen, bemerkt die linksliberale französische Zeitung „Libération“ am Donnerstag: Den Katholiken, die die Regierung aufforderten, das Gesetz über die Abtreibung neuzufassen, um der Kirche aus ihrem Dilemma zu helfen, hat die christdemokratische Partei von Helmut Kohl geantwortet, daß es nicht in Frage kommt, diese vergiftete Debatte neu aufzunehmen. Bischof Lehmann, ein alter Freund von Kohl, hat eine Frist von mehreren Monaten gefordert, um zu versuchen, einen Kompromiß zu finden, der es der Kirche erlaubt, diese Beratungen weiter zu gewährleisten, ohne diese Bescheinigungen formell auszustellen. Die Idee ist, Zeit zu gewinnen bis zu den Parlamentswahlen im September und es bis dahin vor allem zu keinem Konflikt zwischen der Kirche und der christdemokratischen Partei kommen zu lassen. Denn die Gefahr ist gegeben: Der Kardinal von Köln, Joachim Meisner, hat den Papstbrief benutzt, um seinen Kampf für das „Lebensrecht“ wiederaufzunehmen.
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