: "Das muß echt besser werden"
■ FC St. Pauli: 4:1 gegen Remscheid / Ottens, Manzi, Aerdken und Gatti erlösten die 12 500
4:1 gegen Remscheid / Ottens, Manzi, Aerdken und Gatti erlösten die 12500
Es gehört zu den andernorts unbekannten Gewohnheiten beim FC St.Pauli, im Anschluß an die Partie nicht nur die beiden Trainer zu Wort kommen, sondern auch - einst gedacht als ernsthaft-folkloristisches Einsprengsel der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen dem Verein und seinen Fans - einen Vertreter der Rund-um-die-Uhr–Anhänger der „Macht am Millerntor“ sprechen zu lassen. Und es war an ihm, am Freitag trotz des eben von den Spielern auf dem Rasen mit allen Sorten der Knutscherei gefeierten 4:1 über den FC Remscheid auf die Mängel des Spiels hinzuweisen.
Erst nach 75 Minuten habe die Mannschaft die Erwartungen ihrer Fans erfüllt, gekämpft und Tore geschossen. Bis dahin allerdings - Trainer Seppo Eichkorn mochte all dies in seine Nachbetrachtung nicht mit einbeziehen - sei ein Spiel zu sehen gewesen, daß nicht einmal mehr hartgesottenen Fans zumutbar war. Sinnloses Gekicke im Mittelfeld, unkoordiniertes Gehabe irgendwo zwischen beiden Toren, überhaupt: „Das muß noch echt besser werden.“
Die Kommentare vieler Zuschauer klangen kaum liebevoller: „Seppo tut mir leid, mit der Mannschaft ...“ Oder auch: „Die können noch zehn Trainer verheizen und werden doch nicht besser.“ Vor allem Peter Knäbel, der kurz vor Michael Lorkowskis Demission die schöne Heuchelei vom Stapel ließ, niemand aus der Mannschaft spiele wegen des Geldes am Millerntor, blieb den Nachweis schuldig, daß vor allem das autoritäre Tun Lorkowskis schuld an seiner mäßig beeindruckenden Spiellaune sei. Und doch: Die restlichen 15 Spielminuten, als die Remscheider fatalerweise auf ein Unentschieden hin spielten und nicht mehr wie zu Beginn der Partie den FC St.Pauli in dessen eigener Hälfte einzuschnüren verstand, waren sehenswert: Martino Gatti war es vor allen anderen, der die Westdeutschen mit ansehnlichen Spielzügen überrannte, dribbelte wie ein junger Bernd Schuster und in der 90. Minute gar das 4:1 schoß.
Darüber hinaus ist richtig: Gewonnen wurde gegen einen Abstiegskandidaten. Einen wie den FC St.Pauli. Peter Knäbel wird ganz sicher auch in der Oberliga dem Verein treu bleiben. Er macht's bekanntlich ja nicht für Geld - ein echter Christ, wie er eben nur auf dem Kiez gedeiht. Arne Fohlin
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