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premiere macht Premieren Mut

■ Ein nicht uneigennütziger Preis für TV-Dokumentationen

Hamburg (taz) – Der Pay-TV- Sender premiere will sich um das deutsche Dokumentarfilmschaffen verdient machen. In Zusammenarbeit mit dem Adolf-Grimme-Institut (Marl) lobt premiere jetzt einen jährlichen Preis für TV- Dokus aus. Der Preis ist mit 10.000 Mark dotiert, einem „schmalen Preisgeld“, so Grimme-Chef Lutz Hachmeister, dafür aber mit der Zusage an den Preisträger verbunden, daß premiere sich an einem künftigen Projekt mit bis zu 200.000 DM beteiligt. „Die Chance für die Realisierung eines Films ist die Hauptsache“, so Hachmeister.

Die Produktion einer einstündigen TV-Doku kostet im Schnitt zwischen 60.000 und 80.000 Mark. Tobt sich allerdings ein Besessener im Genre aus, wie Werner Herzog 1992 mit den hochdekorierten „Lektionen der Finsternis“, laufen schon mal 700.000 Mark auf.

Die Premiere des premiere- Preises soll im Rahmen des Internationalen Fernsehfestes (Medienforum NRW) im Juni 1994 in Köln stattfinden. Eingereichte Arbeiten müssen überwiegend mit deutschem Geld finanziert und von einem deutschsprachigen Sender erstmals während der vorausgegangenen zwölf Monate ausgestrahlt worden sein. Als Juroren fungieren Ulrich Spies (Grimme- Institut), Manfred Riepe (taz), Elmar Hügler (Radio Bremen), Annette Rupprecht (Stern) und Birgit Weidinger (Süddeutsche Zeitung).

In Zeiten, da Dokumentationen bei den Öffentlich-Rechtlichen ins Hintertreffen gerieten, wolle premiere als werbefreier kommerzieller Sender bewußt „der jüngeren Generation von Dokumentarfilmern Mut machen“, sagte Kulturchef Hartmut Klenke. Altmeister dieses Fachs wie etwa Roman Brodman, Gisela Tuchtenhagen, Klaus Wildenhahn oder auch Ralph Giordano stünden dem Fernsehen nicht mehr lange zur Verfügung. An Nachwuchs mangele es nicht, sagte Klenke, aber an Produktionen.

Der eher filmlastige Pay-TV- Kanal (25 Prozent Leo Kirch sowie je 37,5 Prozent Bertelsmann und Canal +) hat Dokumentationen – auch dank seines Wiederholungssystems – beinahe täglich im Programm. Allerdings verlangt das auch auf Dauer sprudelnde Quellen. Der jährliche Doku-Wettbewerb ist daher auch nicht blanke Selbstlosigkeit. „Wir werden damit keine Gewinne erzielen. Aber wir sind ein Wirtschaftsunternehmen“, sagte Klenke offen, „und müssen sicherstellen, daß wir auch Einnahmen verbuchen.“ Bundesweite und internationale Vermarktung müsse schon drin sein. Von den mindestens hundert erwarteten Wettbewerbsbeiträgen dürfte eine hübsche Menge an- und weiterverkaufsfähiger Filme im premiere-Netz hängenbleiben. Ulla Küspert

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