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portraitDer Neue im Bessastaðir

Guðni Jóhannesson, bisher jüngster Präsident Islands Foto: dpa

Zumindest eine Sache wird sich im Leben des neuen isländischen Staatschefs nicht verändern: Er will auch künftig seine Tochter Edda jeden Tag mit dem Fahrrad zum Kindergarten bringen. Der Präsidentenwohnsitz Bessastaðir liege ja zum Glück recht verkehrsgünstig, konstatierte Guðni Thorlacius Jóhannesson vergangene Woche zufrieden.

Am Montag trat der vor fünf Wochen gewählte Jóhannesson mit einer zeremoniellen Einführung im Parlament sein Amt als sechstes Staatsoberhaupt des Landes an. Erstmals seit der Unabhängigkeit im Jahr 1944 wohnen mit der dreijährigen Edda und ihren drei Brüdern nun auch Kinder in der Villa vor den Toren Reykjaviks.

Das wird nicht die einzige Neuerung bleiben. So zumindest hat es der mit seinen 48 Jahren bislang jüngste Präsident den IsländerInnen versprochen. Er möchte den Inselstaat einen, an mancher Stelle mit der Vergangenheit brechen und sich weniger in die Politik einmischen. Die Voraussetzungen dafür bringt er mit: Jóhannesson war nie Politiker. Er hielt immer deutlichen Abstand zur in der isländischen Politik weit verbreiteten Klüngelwirtschaft.

Nach einem Politik- und Geschichtsstudium in Reykjavik, London und Oxford – wo er seine kanadische Frau kennenlernte – arbeitete Jóhannesson zunächst als Journalist, dann als Geschichtsprofessor. Nebenbei übersetzte er Stephen-King-Romane ins Isländische. Der Vielsprachige – er kann auch Russisch und Deutsch – möchte „jemand sein, mit dem man gerne ein Bierchen trinkt“. Und er hat Prinzipien: Der katholischen Kirche kehrte er beispielsweise den Rücken, als diese kriminelle Missbrauchsfälle ihrer Priester unter den Teppich zu kehren versuchte, statt sie aufzuklären.

Seine erste Bewährungsprobe steht nach der Parlamentswahl im Oktober an. Die könnte mit acht Parteien und der Piratenpartei in einer Führungsrolle im Althing, dem isländischen Parlament, ausgehen. Der Präsident hält den Schlüssel für die Regierungsbildung in der Hand, und es dürfte Fingerspitzengefühl gefragt sein. „Ich habe keine Probleme, wenn die Piraten Island übernehmen“, kündigte der als linksliberal geltende Neue in Bessastaðir schon mal an.Reinhard Wolff

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