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porno des tages: „bild“ war in new york dabei

„Nichts wird mehr so sein, wie es war“, schreibt Bild-Chefredakteur Kai Diekmann gestern in einem schwerpathetischen Leitkommentar auf der Seite eins seines Blattes und weiß doch ganz genau, dass sich eins niemals ändern wird: das Schmierlappige der Bild-Zeitung. Die mit einer enorm obszönen Energie mitten ins New Yorker Geschehen sprang und dabei war: „Sie verbrennen! Sie springen! Sie sterben!“, freut sich der Berichterstatter mit drei Ausrufungszeichen über das Inferno im World Trade Center und fährt fort: „ . .  . diese armen Menschen wissen, dass der Tod langsam nach ihnen greift.“ Zum Glück wissen sie nicht mehr, dass im fernen Berlin, im Springer-Hochhaus, Redakteure sitzen, die sich kaltblütig die Hände reiben, um anschließend den Porno des Tages in die Tasten zu hämmern: „Eingeschlossen hinter den Stahlstreben riechen sie schon den Rauch, der ihnen gleich die Lungen verätzt. Sie können nur noch wählen, wie sie sterben wollen: Im Rauch ersticken. Verbrennen. Oder sich in die Tiefe stürzen.“ Ein journalistischer Terroranschlag.

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