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Archiv-Artikel

optimisten und pessimisten über den ölpreis

Die linke Pariser Libération schreibt zu den kletternden Erdölpreisen: Die Erklärungen und Kontroversen sind genau die gleichen, die wir im letzten Sommer gehört haben. Und doch, etwas ist anders. Zum einen fällt es heute schwerer, die Kassandra-Rufe mit den gleichen Ohren zu hören wie vor einem Jahr. Denn bislang haben die hohen Erdölpreise keine der angekündigten Katastrophen ausgelöst. Vielleicht kommt das ja noch, aber zurzeit profitiert die ganze Welt vom Wachstum – und auch Nachzügler wie die Euro-Zone kommen nicht zu schlecht dabei weg. Dies kommt – mit einigen Ausnahmen – indirekt selbst den Ländern der Dritten Welt zugute, die kein Erdöl produzieren.

Die rechte Jyllands-Posten aus dem dänischen Århus meint zum gleichen Thema: Das Potenzial für eine Energiekrise ist noch nie so groß gewesen wie jetzt. Die ökonomische Sicherheit des Westens steht mit dem Risiko abnehmenden Wachstums, steigender Inflation, zunehmender Arbeitslosigkeit und weniger Investitionen auf dem Spiel. Das sind schlechte Nachrichten für Europa, wo der steigenden Ölpreis sehr schnell dem sich abzeichnenden Wachstumsschub in Deutschland, Frankreich und Italien die Puste nehmen kann. Es ist bedauerlich, aber vermutlich ein Faktum, dass nur eine erneute, dritte Energiekrise die erforderliche Entschluss- und Tatkraft erzeugen würde.