österreicher, us-amerikaner und russen über günter grass :
Zur Debatte um das späte Geständnis des Literaturnobelpreisträgers schreibt Die Presse aus Wien: Günter Grass hätte mit einem frühen Eingeständnis seiner Nazi-Vergangenheit sicherlich keine Weltkarriere gemacht. Vielleicht überlebt seine literarische Qualität. Trotzdem wird er aus dem Olymp verstoßen werden und mit Knut Hamsun das Schicksal eines Unrühmlichen teilen.
Die New York Times sieht keine Beschädigung des Ansehens von Günter Grass: Macht dieses Geständnis das Werk des Schriftstellers Grass zunichte? Nach unserer Auffassung haben seine Romane das Problem des Gewissens – vor allem im 20. Jahrhundert – besser in eine dramatische Form gebracht als die fast jedes anderen Schriftstellers. Alles, was er verfasst hat, wird jetzt mit leichter Ironie noch einmal gelesen werden, aber die Bedeutung des Werks wird unangetastet bleiben. Mit seinem Eingeständnis ist Grass in gewisser Weise zu seinem eigenen Schlusskapitel geworden.
Wremja Nowosti aus Moskau dagegen meint: Das etwas zu spät kommende Geständnis von Günter Grass lässt vermuten, dass es sich dabei um nichts anderes als um eine Werbekampagne im Zusammenhang mit dem Erscheinen seiner Autobiografie handelt.