: nordpol: hard boiled egg
Der Hase war in der byzantinischen Kirche ein Symbol für Christus. Aber wofür steht das Ei? Die taz nord macht sich auf die österliche Suche.
„Seltsam“, dachte Sam Ostendorf. Der hart gesottene Privatdetektiv saß vor dem Panoramafenster der Kieler Landtagskantine und starrte auf das Schild über der Essensausgabe: „Hard boiled egg“, stand da in krakeliger Schrift. Dabei gab es heute gar keine Eier. Ob seine Auftraggeberin dahinter steckte? Vor drei Tagen war sie in sein schäbiges Büro am Hafen gekommen, den Hut tief ins Gesicht gezogen. „Finden Sie den Verräter“, hatte sie gezischt. Ostendorf hatte die Füße vom Tisch genommen und gegrinst. Inzwischen stellte sich der Fall jedoch als äußerst schwierig dar. „Hard boiled“, dachte Ostendorf, „ist das Gegenteil von Weichei“, als er hinter sich ein dumpfes Geräusch hörte. In seinem Mund war der Geschmack von Blut, ihm wurde schwindelig. Bevor er aufschlug, sah er eine untersetzte Gestalt davoneilen. Sie trug ein Osterhasenkostüm, auf dem Rücken stand „Verräter“.