: neuim kino
Natürlich kann man Milo Rau Größenwahn vorwerfen. Gerade hat er in der Schaubühne nichts weniger als ein Weltparlament abgehalten, eine fiktive Gerechtigkeitsinstanz. Und nun kommt auch schon sein Film „Das Kongo-Tribunal“ in die Kinos. Ein weißer Mann, der in das laut Amnesty International gefährlichste Land der Welt fährt, um vor Ort einen Gerichtshof zu inszenieren, den es da nicht gibt? Schon die Rahmenbedingungen haben einen Geschmack von postkolonialer Selbstherrlichkeit. Und doch haben Aktivist Rau und seine Cutterin Katja Dringenberger einen Dokumentarfilm geschaffen, der bahnbrechend und aufwühlend ist: Kaum jemals zuvor wurde der Zusammenhang von Konflikten, Rohstoffausbeutung und europäischem Wohlstand so schockierend nachvollziehbar sichtbar gemacht. Der Film bringt Menschen zu Gehör, die sonst keine Stimme haben, und beweist symbolisch, dass Rechtsprechung möglich ist. Auch im Kongo selbst hat er ein gewaltiges Echo gefunden.
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