meinungsstark:
Provokation für Frauenbewegung
„Ich würde mich schon auch als Hedonisten bezeichnen“, taz vom 29./30. 5. 21
Liebe taz Redaktion, mein erster Impuls nach dem Lesen dieses Gesprächs mit Sahra Wagenknecht war: In der nächsten Ausgabe sollten Sie eine Frauenbeauftragte oder eine Feministin Ihrer Redaktion darauf antworten lassen. Die Inhalte sind eine ungeheure Provokation für Frauen, die sich der Frauenbewegung zurechnen. Jahrzehnte des Kampfes der Frauen so herunterzumachen und dann zu sagen „Ich bin Ökonom. Ökonom beschreibt eine bestimmte Ausbildung, eine Kompetenz.“ Sie möchte daher nicht Ökonomin genannt werden … Berufsbezeichnung ist per se männlich – ja, woher kennen wir das denn? Ich weiß, dass Frau Wagenknecht mit der Frauenbewegung rein gar nichts zu schaffen hat und der Kommunistischen Plattform die Stange hält – Klassenkampf vor Geschlechterkampf. Offensichtlich hat sie auch alle Kämpfe, die wir geführt haben, nicht auf dem Schirm, maßt sich dann aber an, diese politisch zu beurteilen. Arroganz und Selbstgerechtigkeit ist in diesen zwei Seiten so hervorstechend – genau das tut sie selbst so gekonnt und wirft es in ihrem Buch den Lifestyle-Linken vor. Projektion! Frauenbeauftragte sind gut für das linke Gewissen, linke Alibipolitik schafft Lehrstühle für Gendertheorie und wird als Politikpaket von Neoliberalen und Linksliberalen bezeichnet – das die Situation der Frauen verschlechtert und Ungleichheit vergrößert. Das sieht sie als Heuchelei der sogenannten Kulturlinken. Ein Leserbrief wird der Tragweite eines solchen Inhalts nicht gerecht. Sie haben viele frauenbewegte Redakteurinnen, daher schätze ich die taz; bitte führen Sie darüber weiter eine Debatte, Frau Wagenknecht darf mit solchen Aussagen nicht durchkommen, und Sie können ihr nicht das Forum dafür unwidersprochen bieten. Ilse Dittmar, Wuppertal (40 Jahre unter anderem in der Frauenbewegung aktiv)
Wenn Männer menstruieren würden
… dann würden sie das jeden Monat festlich begehen. Sie hätten selbstverständlich ein Recht auf einen Tag bezahlten Menstruationsurlaub, vermutlich auch auf zwei. Sie würden sich am ersten und am letzten Tag mit anderen menstruierenden Männern zum Feiern in der Kneipe treffen. Dort gäbe es Freibier, aus roten Flaschen. Menstruationsprodukte wären überall kostenlos erhältlich. Die Werbung für die besten Marken würde selbstverständlich rote statt blaue Flüssigkeit verwenden. Und es gäbe Wettbewerbe, wer die längste Periode hat. Und natürlich einen Eintrag im Guinnessbuch der Rekorde. So – oder so ähnlich – ginge es wohl zu … wenn Männer menstruieren würden. Irene Meyer-Herbst, Bremen
Zeitung: Jenseits des Raschelns
„Jenseits aller Formate. Unser taz-Journalismus erfindet sich neu und geht über das reine Papierformat hinaus“,
taz vom 29./30. 5. 21
Hallo Herr Bassin, wie viel Zukunft die taz wirtschaftlich als „tägliche Papierzeitung“ hat, kann ich nicht beurteilen, ihren Wert aber durchaus. Bei uns liegt sie neben der FAZ auf dem Küchentisch und dient auch unseren beiden Töchtern (12 und 14 Jahre) täglich als Informations- und Inspirationsquelle. Und das nicht erst seit dem großen Zeitmeer, in dem sie durch Corona schwimmen.
Die Papierausgabe der Tageszeitung taz ist Ursprung für viele Diskussionen, die uns vom Küchentisch weiter verfolgen durch den Tag oder uns einholen am Abend. Sie täuschen sich und uns, wenn Sie nur das „gewohnte Rascheln“ auf die Verlustseite setzen. Fehlte die taz, wäre nämlich das Ergebnis: Alle (wieder einmal) am digitalen Endgerät. Niemand, der über die Schulter guckt, angelockt durch ein interessantes Bild, eine irritierende Schlagzeile. Niemand, der das Blatt zu sich zieht und teilhaben will. Es fände weitere Vereinzelung statt. Vereinzelung auch im Nachdenken über das Gelesene, weil der gemeinsam sichtbare Bezugspunkt nicht mehr auf dem Tisch liegt. Ein ernsthafter Verlust für Haushalte, in denen sich Kinder politisch face-to-paper und face-to-face mit ihren Eltern sozialisieren. Michaela Lau, Karlsruhe
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