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Cinefest in Hamburg

Das Cinefest 2011 beginnt am Samstag. Acht Tage lang gibt es auf diesem filmhistorischen Festival bis zum 20. 11. unter dem Motto „Europas Prärien und Cañons“ Filme zu sehen, die als europäische Western an das US-amerikanische Genre anknüpfen oder sich kritisch davon absetzen. Über 30 Filme aus den Jahren 1912–2009 gibt es im kommunalen Kino Metropolis zu sehen, darunter viele Raritäten. Es gibt einen Begleitkatalog, der eine wahre Fundgrube zum Thema „Euro-Western“ ist. Neben Inhaltsangaben und zeitgenössischen Rezensionen gibt es Szenenfotos, Berichte über die Produktionsbedingungen und Überblickstexte. Filme aus verschiedenen Ländern und Epochen mit einem ähnlichen Plot können verglichen werden.

Tecumseh DDR 1971/72, R : Hans Kratzert, ist nahezu zeitgleich mit den „Italo-Western“ entstanden, aber im Kontext der DEFA, der legendären Filmstudios der antiimperialistischen DDR. Hier war bereits ein Dutzend Western aus Sicht der Indianer entstanden. Mit Tecumseh ist ein vielschichtiger Film über den gleichnamigen Shawnee entstanden, der Anfang des 19. Jahrhundert bei einer weißen Siedlerfamilie lebte. Er las Rousseau und Shakespeare. Aber als er mitbekam, wie den Indianern mit miesen Tricks vom Gouverneur immer mehr Land geraubt wird, ging er zu den Shawnee zurück. Mit dem Plan, einen Stammesbund zu gründen und ihr Land zu unverkäuflichem Gemeineigentum zu erklären. Damit steht er den Expansionsgelüsten im Weg: Er wird verleumdet, es kommt zum Kampf. Die Schlachten, das Töten werden ebenso gezeigt wie die bewusste Entscheidung, mit den Werten der Aufklärung gegen Staat und Armee der „Weißen“ aufzustehen. (Mo, 14. 11., 19 Uhr)

Blauvogel DDR 1978/79, R: Ulrich Weiß, unterläuft ebenso wie Tecumseh das Stereotyp „Rot“ gegen „Weiß“: 1755 kämpfen Engländer und Franzosen gegen Indianer. Ein 9-jähriger Siedlersohn wird von Irokesen mitgenommen. Er bekommt den Namen Blauvogel, wächst bei ihnen auf. Zunächst widerwillig, wird er im Laufe der Zeit Teil der Gruppe, eignet sich den Gemeinschaftssinn des Schildkrötensclans an. Jahre später kehrt er zu seiner Herkunftsfamilie zurück. Er bricht mit ihnen. Die Massaker der Armee der Weißen kann er nicht vergessen, er ist fremd. (So, 20. 11., 17 Uhr)

Weiße Sonne der Wüste UdSSR 1969, R: Vladimir Motyl, ist ein Western aus der sowjetischen Geschichte, beliebt bei den Kosmonauten: Der Rotarmist Suchow will nach Hause, aber die Konterrevolution lauert noch in der Wüste. Er befreit neun Haremdamen, die nicht begreifen wollen, dass sie nun freie Frauen des sowjetischen Ostens sind. Mithilfe von ein paar Kisten Dynamit besiegen Suchow und ein paar Andere den Hauptmann einer räuberischen Konterbande, der sich den Harem wieder unterwerfen will. (Sa, 19. 11, 17 Uhr) Gaston Kirsche

CineFest 2011, Hamburg, 12. bis 20. 11., Metropolis, Kleine Theaterstrasse (neben der Staatsoper). Vom 21. bis 23. November werden einige Filme wiederholt: im Koralle-Kino, Kattjahren 1, und im Studio-Kino, Bernstorffstr. 93-95.