: letzte Fragen
Warum zeigt das Pressefoto des Jahres immer nur Kriege oder Katastrophen?“ (17. 1.)
Stimmt ja gar nicht. Das „Pressefoto des Jahres 2002“ zeigte zum Beispiel Herrn Schröder, der bei Schrebergärtnern während des Wahlkampfs entspannt. Krieg ist das ja nicht direkt (und eine Katastrophe?). Es kommt allerdings sehr darauf an, in welchem Land und in welcher Kategorie der Preis verliehen wird. 1997 etwa stammte das Foto, das den offiziellen „Swiss Press Award“ als Foto des Jahres erhielt, aus dem Bereich „Mode“. Und das zeigte nun wirklich eine Katastrophe. Wolf Schairer
Warum heißt es „Darmflora“ und nicht „Darmfauna“? (17. 1.)
Eine sehr berechtigte Frage, da der Begriff „Fauna“ ja bekanntlich die Pflanzenvorkommen bestimmt. Die mit diesem Begriff angesprochenen Mikroorganismen – zum größten Teil Bakterien – unterscheiden sich sowohl von den Tieren als auch von den Pflanzen, haben mit beiden wiederum auch viel gemein, sodass man sie auch separat als „Protisten“ bezeichnet. Früher hat man sich solche Mühe jedoch noch nicht gemacht und sie einfach zu den niederen Pflanzen gezählt, woher dann auch der Name „Darmflora“ für die Gesamtheit der Mikroorganismen in menschlichen u. tierischen Därmen entstand (übrigens besteht ein Drittel des Gewichts der Fäkalien aus toten und lebenden Bakterien!).
Von „Darmfauna“ könnte jedoch berechtigterweise die Rede sein, wenn man sich einen Bandwurm, der sich parasitär im menschlichen Darm aufhält und ernährt, eingefangen hat.
Lars Weber, Heggen
Weil in deinem Darm keine Tiere sind (höchstens in Stückchen, als Fleisch oder auch Wurst), sondern eher pflanzliche Wesen.
Oh ja, Bakterien sind keine Tiere! „Früher“ wurden sie zu den Pflanzen gezählt, heute stellt man sie eher den Tieren und Pflanzen als eine eigene systematische Einheit gegenüber (so genannte „Prokaryonten“, aber das hört sich nicht so schön an wie „Darmflora“ – da denkt man doch an Blümchen, schönes Lüftchen etc.)
Willi Stricker, Köln
Unter dem Stichwort „Flora“ wird die Pflanzenwelt in einem bestimmten Gebiet bezeichnet – unter „Fauna“ entsprechend die Tierwelt. Tiere gehören eher nicht zu den erwünschten Darmbewohnern, obwohl sie immer wieder mal vorkommen (ich erinnere mich mit Grausen an meine Kindheit, als ich eklige Wurmmittel schlucken musste). Wer den Verdacht hat, dass sich irgendwelche Viecher im eigenen Darm aufhalten: Schnell zum Arzt und viel Glück (und 10 Euro bereithalten)!
Wolf Schairer
Vegetarier waren und sind natürlich immer noch der Ansicht, dass der Darm nur von „grünen“ Mahlzeiten passiert werden darf, die der Pflanzenwelt (Flora) und nicht der Tierwelt (Fauna) entnommen sind. Insofern markiert die Bezeichnung „Darmflora“ einen Sieg der vegetarischen Minderheit über das Fleisch fressende Bürgertum. Eigentlich nicht schlecht, oder?
Matthias Gante, Attendorn
Also, wenn ich Darmfauna hätte, würde ich mir ernsthaft Sorgen machen. Ich finde, Würmer und ähnliche Zeitgenossen haben in meinem Darm nix zu suchen. Wohingegen die üblichen Darmbewohner, Bakterien und dergleichen, in der Biologie zum Pflanzenreich – also zur Flora – gerechnet werden. Die sind mir als Mitbewohner im Darm sehr willkommen. Demnach lautet die Losung für mich: Darmflora ja, Darmfauna nein!
Christoph Schmees, Bremen
Die heilige Flora – ihr Namenstag ist am 24. November –, deren Fleisch essender Vater sehr früh starb, wurde von ihrer Mutter, die vegetarisch und christlich leben wollte, aufgezogen. Flora vergnügte sich, besonders zur Fastenzeit, mit ein paar Kräutern, Lorbeer- und Kirchbuchblättern und viel Anerkennung ihrer Mutter – oder mit trocken Brot und Wangenrot.
Flora wurde die Schutzheilige der Essgestörten. Ein Heilige namens Fauna hingegen gibt es nicht.
Anton Stephan Reyntjes
Die Bezeichnung „Darmflora“ ist einer der ältesten Beweise für frühe Political Correctness, da hiermit auch Vegetarier zu ihrem Darm(-inhalt) stehen können. Timo Schöler
Wieso haben Tassenskalen an Kaffeemaschinen mit realen Tassen nichts zu tun? (10. 1.)
Bevor ich die Frage beantworten kann, muss ich wissen, von welcher Tassenart und -größe die Fragestellung ausgeht, um welche Art Kaffeemaschine es sich handelt; ob es sich bei der Glaskanne noch um die Originalkanne handelt oder ob sie (wegen Runterfallens etwa) bereits (durch welche Marke?) ersetzt wurde etc.
An meinem Arbeitsplatz gibt es eine Auswahl von zwölf verschiedenen Arten und Größen von Kaffeetassen und -bechern, die für geübte Kaffeetrinker mühelos kompatibel gemacht werden können mit den Markierungen auf der derzeitigen Glaskanne, die (s. o.) schon mehrfach ersetzt werden musste.
Roland Weber, Hamfelde
Das Einfüllen von (jahreszeitabhängig) kaltem oder sehr kaltem Wasser orientiert sich an der Messskala der Kaffeemaschine. Das Flüssigkeitsvolumen wird beim Erhitzungsvorgang in der Maschine entscheidend vergrößert. Wenn die Maschine alt oder verkalkt ist, in der Relation 1 : n.
Mit dem Einfüllen des heißen Kaffees in die Tasse tritt der gegenteilige Effekt ein: Der Kaffee schrumpft durch Abkühlung, und die Tasse erweitert durch Erwärmung ihr Volumen, eine ursprünglich volle Standardtasse wird also auch ohne Einwirken des/der KaffeetrinkerIn „leerer“. Die Messgenauigkeit wird weiterhin durch subjektive Werturteile zum Begriff „voll“ und durch unterschiedliche Sicherheitsbedürfnisse (Kaffeestandslinie in Relation zum Tassenrand) beeinträchtigt. Auch das auf kulturelle Gewohnheiten zurückzuführende Beifügen von (kalter) Milch und/oder Zucker und erst recht der Drang zum Umrühren lassen uns im Streben nach mathematischen Korrelationen zwischen Standard-Kaffeemaschine und Standardtasse schier verzeifeln.
Norbert Engelhardt, Rosdorf
Die Frage bedarf kaum einer Antwort, berücksichtigt man den Umstand, dass das Gebräu, das mittels Kaffeemaschinen hergestellt wird, auch nichts mit Kaffee zu tun hat.
Viola Wittmann, Bayreuth
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