: letzte Fragen
Wie viele Kerne dürfen in Weintrauben sein, damit sie noch als „kernlos“ klassifiziert werden können? (10. 5.)
So viele wie Gräten im Dosenheringsfilet, das fälschlicherweise als „grätenfrei“ deklariert wird.
Uwe Tünnermann, Lemgo
Gar keine. Jutta Behrendt, Bonn
Genau so viele, dass man nicht genervt ist vom vielen Ausspucken. Also so ungefähr in jeder fünften Weintraube ein Kern. Mehr? Bloß nicht!
Bernd Walter, Hamburg
Worin besteht der biologische Sinn, unbefruchtete Eier zu legen? (10. 5.)
Darf es nicht auch in der Natur mal etwas völlig Sinnloses geben? So was Sinnloses wie LeserInnenbriefe an die taz schreiben oder Antworten auf die Letzten Fragen.
Uwe Tünnermann, Lemgo
So eine schwierige Frage hat den Hühnern wohl noch nie jemand gestellt. Denn eigentlich kräht kein Hahn danach. Eine Blitzumfrage unter 1.004 Legehennen hat ergeben, dass dieses Problem auch 61 Prozent der Hühnerinnen am Ast vorbeigeht. 21 Prozent antworteten: Egal ob befruchtet oder nicht, Hauptsache gesund. Beziehunsgweise was zum Gackern. 13 Prozent konnten die Frage akustisch nicht verstehen (wegen dem Gegacker in der Batterie). Zwei Hühner gaben an, sie würden unbefruchtete Eier lediglich als Ostergeschenk für die Hasen verwenden.
4 Prozent verwiesen auf die Randspalte zum Thema Luxus im taz.mag der vergangenen Woche, wo es hieß: lateinisch luxus = üppige Fruchtbarbeit; luxuria = Zügellosigkeit, Übermut; französisch luxurieux = unzüchtig. Ergo: Unbefruchtete Eier sind Luxus.
Nur die Lieblingshenne von Bauer Harms aus Eierlohe wusste, kurz vor ihrer Schlachtung, die richtige Antwort: „Wenn die Hühner nicht ständig unbefruchtete Eier legen würden, würden die Menschen keine Eier essen!“ Anmerkung Bauer Harms: „Befruchtete Eier schmecken nicht!“ Also trägt jedes unbefruchtete Ei genauso zur Stärkung der Population bei wie die befruchteten Eier. Das unbefruchtete Ei: auch biologisch eine Erfolgsstory! Ganz abgesehen davon, dass es ganz sicher zuerst da war.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Zwei befragte Hähne plusterten sich heftig auf und krähten: „Es gibt keine unbefruchteten Eier, nur impotente Hühner!“ Ich halte diese Darstellung jedoch für typisch Hahn. Torsten Meiners
(zurzeit in Käfighaltung), JVA Hamburg
Gibt es konservative Träume? (19. 4.)
auf hohem niveau
ist die aussicht
auch nicht mehr das
was sie nie gewesen ist
und das
ist die einsicht
wird auch immer so bleiben
Peter Brunner
Natürlich gibt es konservative Träume. Sie klappen zwar nicht immer, doch manchmal schon. Und: Träumen wird man ja wohl noch dürfen … Manchmal funktioniert es: Der eine träumt davon, Papst zu werden (es bleibt ein Traum), der andere (Kohl) träumte davon, Kanzler zu werden – und wurde es auch. Er blieb uns dann sogar sechzehn Jahre lang erhalten. Wieder ein anderer träumte davon, auch Kanzler zu werden (Schröder), und es klappte!!! Dann kam Stoiber – es klappte nicht – „leider“, und jetzt kommt wieder ein Neuer aus dem Süden (Koch), auch er träumt davon, Kanzler zu werden, jetzt wird es wieder klappen (gemäß der mathematischen Reihe …). Koch, der „neue Traummann“, der „fesche Kerl“, die „neue Lichtgestalt“. Ein schöner, konservativer Traum. Eine Konserve eben.
Es gibt einen weiteren, sehr interessanten konservativen Traum: Diesen Traum träumte ein gewisser GWB. Er träumte davon, Gott zu sein – und er kam dahinter, dass er es auch wirklich ist! Ja, er kann machen, was immer er möchte – es funktioniert! Dann träumte er, die Wahlen zu gewinnen und Präsident einer Supermacht zu werden – und er „gewann“ sie auch (obwohl er sie eigentlich verloren hatte)!
Er befiehlt, und alle gehorchen ihm blind! Und dann träumte er davon, ein Land nach dem anderen erobern zu können, ohne dass sich irgendjemand ernstlich aufregen oder sich ihm irgendjemand ernstlich in den Weg stellen würde. Und es geschah auch so – genau wie in seinem Traum. GWB fühlt sich jetzt einfach super – wie Gott zu sein. Wie im Traum eben (bzw. wie in Trance). Für uns dumme Nichtträumer eher ein Albtraum.
Herbert Hartl, Berlin
Procedere: Letzte Fragen und Letzte Antworten bitte an: die tageszeitung, Letzte Fragen, Kochstr. 18, 10969 Berlin; per Fax an (0 30) 2 59402-6 54. Per E-Mail an fragen@taz.de